25.12.06

Im CD-Wechsler (18/2006)

****1/2 – Guy Clark, „Workbench Songs“ (Dualtone)
Welche Freude: Mit 65 legt der legendäre texanische Songwriter Guy Clark noch einmal ein Album der Extraklasse vor – eines seiner allerbesten! Clarks bestes Album ist und bleibt ja sein Debüt „Old No. 1“ (1975). Ein so fulminanter Karrierestart ist natürlich toll, kann aber ein Musikerleben auch schwer machen, muss er sich doch immer an diesem Meisterwerk messen lassen (nur nebenbei: die auch aus Texas stammende Michelle Shocked hat auf ihrem sensationellen Durchbruch-Album „Short Sharp Shocked“ Guy Clark die Referenz erwiesen: Das Album-Backcover ist ein Zitat der Rückseite von Clarks „Old No. 1“; dieselbe Gestaltung, und Shocked posiert mit Produzent Pete Anderson genau gleich wie Guy Clark mit Gattin Susanna auf seinem Album).
Neben neun eigenen Songs (alle zusammen mit Ko-Autoren geschrieben) präsentiert Clark auf dem neuen Album den Traditional „Diamond Joe“ und „No Lonsome Tune“ von Townes Van Zandt, einer anderen Texas-Songwriter-Legende. Neben ruhigen Mann-mit-Klampfe-Songs („Funny Bone“) gibt es Songs mit vollen Country-Drive („Exposé“) und auch mal eine schöne Tex-Mex-Einlage („Cinco de Mayo in Memphis“).

**** – Butch Hancock, „War and Peace“ (Two Roads)
Ein Polit-Album des grossen texanischen Songwriters Butch Hancock, der sonst eher auf Poetisches spezialisiert ist (wie zum Beispiel „(If You Were a) Bluebird“, berühmt gemacht durch Emmylou Harris und andere). Auch in Songs wie „When The Good and The Bad Get Ugly“ (When the good and the bad get ugly … the very first thin that disappears is truth), „The Devil in Us All“ (He smiles like the devil when he’s talking to the press) und „The Gread Election Day“ (Who’s gonna vote their conscience … and who’s gonna count the votes) kommen ihm sein poetisches Talent und sein Wortwitz nicht abhanden. Manch einen dieser Songs, die teils ganz schön swingen, werden wir sicher von anderen Interpreten wieder hören. Sein Album mit 13 neuen Songs hat Butch Hancock praktisch im Alleingang (lead vocals, harmonies, harmonica, accoustic guitrars, electric guitars, bass, drum, djemba, percussion, keyboard, banjo) zu Hause in Terlingua, Texas, eingespielt. Einzig Rob Gjersoe steuert noch etwa E-Gitarre bei – und seine alten Flatlanders-Kumpel Joe Ely und Jimmie Dale Gilmore sind bei zwei Songs für harmony vocals zuständig. Die beiden sind seit je die besten Interpreten der Songs von Butch Hancock, der selbst ein ordentlicher aber kein virtuoser Sänger ist.

**** – Willie Nelson, „Songbird“ (Lost Highway)
Der gutmütige alte Kiffer Willie Nelson schreckt ja bekanntlich von keinen Partnerschaften zurück (mit Schrecken erinnert man sich etwa an die Duette mit Schwulio Iglesias). Als gute Partnerschaft erweist sich die aktuelle mit Ryan Adams. Der Amercana-Star hat das neue Album der Outlaw-Legende nicht nur produziert, sondern begleitet Nelson auch mit seinen Cardinals; aus Willies ständigem Gefolge ist zusätzlich der Mundharmoniker Mickey Raphael dabei. Ryan Adams (accoustig guitar, electric guitars, bass guitar), Jon Graboff (pedal steel), Brad Pemberton (drums), Neal Casal (piano, guitar) und Catherine Popper (bass) geben den elf Songs einen angenehm knackigen Sound. Der Höhepunkt steht gleich am Anfang des Albums: der Fünfeinhalb-Minuten-Blues „Rainy Day Blues“.

*** – Solomon Burke, „Nashville“ (Shout Factory)
An einem Anlass der Americana Music Association AMA hat Bischof Burke den ebenfalls der Bibel zugeneigten Buddy Miller kennengelernt. Und mit ihm als Produzenten hat der nun das Country-Gospel-Album „Nashville“ eingespielt. Schön gemacht, wenn teils auch etwas gar schwülstig. Mit etlichen Gästen, vielen aus Millers Umfeld: Emmylou Harris, Jim Lauderdale, Kevin Welch, Dolly Parton, Gillian Welch, Patty Loveless und Top-Musikern wie Kenny Vaughn, Paul Kennerley, Brady Blade, Al Perkins, Sam Bush usw.

*** – Scott H. Biram, „Graveyard Shift“ (Bloodshot)
Dreckig, laut, schräg: die Dirty Old One Man Band ist zurück.
Produced by Scott Biram
All songs performed by Scott Biram
All songs written by Scott Biram, except „Only Jesus“ written by Mario Matteoli, arranged by Scott Biram
Recorded hat Hiram’s Hell Hole in Austin, TX (…)
Scott H. Biram – lead and harmony vocals, CB radio, loudspeaker, breathing, harmonica, gut all accoustic & electric guitars, Hammond B3 organ, homemade footstomp board, hi-hat, tamborine, claps, hambone, bible thump, special effects, random noises.
The „SHB Gospel Choir“ is Scott H. Biram suckers!! heh

Photos: Scott Biram (…)
Cover Design: Scott Biram

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