8.4.06

Im CD-Wechsler (6/2006)

***** – Kris Kristofferson, «This Old Road» (New West)
Er gehört für mich zu den wichtigsten Songschreibern überhaupt. Legendäre Songs wie «Me and Bobby McGee», «Help Me Make It Through the Night» und «Sunday Morning Coming Down» prägten schon seit Debütalbum vor mittlerweile 36 Jahren.
Auf seinem neuesten Werk «This Old Road» – seinem ersten Album mit neuen Songs seit «A Moment Of Forever» von 1995 – markiert er zwar ein bisschen den alten Mann, der zurück blickt auf die alten Zeiten. Aber der Lauf der Zeit macht ihn noch immer zornig, und er singt immer noch gegen den Krieg.
Musikalisch ist das von Don Was produzierte Album sehr ruhig und cool. Don Was zupft den akustischen Bass und spielt auch mal Piano, Jim Keltner unterstützt den Rhythmus mit seinen typisch federnden Drums, Kristoffersons alter Kumpel Stephen Bruton spielt Gitarre und Mandoline, Kristofferson selbst Gitarre und Mundharmonika. Mehr braucht dieses intensive Werk nicht.

**** – Jesse Dayton, «South Austin Sessions» (Stag)
Ein sehr hübsches «Zwischendurch-Album» von Jesse Dayton mit Covers: «Loretta» von Townes Van Zandt, «Mexican Blackbird» von ZZ Top, «Why Do I Love You» von Jim Lauderdale, «Roadworn & Weary» von Eddie Spaghetti, «Cornbread, Peas and Black Molasses» von Sonny Terry & Brownie McGhee und anderen. Zwei obskure Titel stammen vom Holländer Herman Brock Jr (der als Herman Brock Jr & The Eurocasters tourt), einer von dessen Vater Herman Brock Sr (in dessen Band Fat Freddy’s Freak Federation der Junior Leadgitarrist war). Brock Jr spielt bei Dayton auch mit, unter vielen anderen auch Gitarrist Redd Volkaert, Fiddler Erik Hokkanen und Gitarrist Caspar Rawls.

**** – Shaun Young, «Wiggle Walk» (Goofin)
Das zweite Soloalbum von Shaun Young, der als Frontmann des Trios High Noon aus Austin, Texas bekannt wurde. Vorwiegend eigene Songs, aber ganz im Stil das klassischen Rockabilly aus den Fifties. Gekonnt, witzig – und geht ganz schön in die Beine.

**** – Rough Shop, «Far Past The Outskirts» (Perdition)
Das Sextett Rough Shop aus St. Louis besteht aus Mitgliedern der Akustik-Americana-Band One Fell Swoop, der Sängerin und Gitarristen Anne Tkach (Hazeldine, Nadine) und Keyboarder Nate Dahm. Ein facettenreiches Album irgendwo zwischen Country und Rock und Bluegrass und Soul.

**** – Jessi Colter, «Out Of The Ashes» (Shout! Factory)
63 wird Jessi Colter im Mai. Die Witwe von Waylon Jennings (davor war sie mit Duane Eddy verheiratet) war die einzige erfolgreiche Frau in der Outlaw-Country-Bewegung der frühen Siebziger. 1975 brachte sie es mit «I’m Not Lisa» auf Platz 1 der Billboard Country Charts. In den letzten 20 Jahren hörte man nicht mehr viel von ihr. Doch jetzt kommt sie, und wie! Das (wie das neue Album von Kris Kristofferson, siehe oben) von Don Was produzierte Werk bringt eine starke Mischung aus Blues, Soul, Country, Rock, Gospel und Piano-Balladen. Eingearbeitet sind auch Gesangspassagen, die Waylon Jennings vor seinem Tod aufgenommen hatte. Auch Sohn Shooter Jennings ist mit von der Partie. Und mit Tony Joe White singt sie im Duett sein «Out Of The Rain».

*** ½ – Cindy Woolf, «Simple and Few» (MayApple)
Ein bisschen Folk, ein bisschen Bluegrass, ein bisschen Blues. Und eine starke Stimme. Akustisch, eher zart, unspektakulär – und wird immer besser, je länger man zuhört.