29.4.15

The Mike Henderson Band – If You Think It’s Hot Here …

(EllerSoul Records)

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Mike Henderson steht seit vielen Jahren auf der Liste meiner Lieblingsgitarristen. Vor rund 25 Jahren habe ich ihn zum ersten Mal gesehen, als er den grossartigen Singer/Songwriter Kevin Welch («Western Beat») begleitete. Er war phantastisch gut. Seither verfolge ich, was Henderson macht.
Henderson ist nicht nur ein genialer Gitarrist, sondern auch ein versierter Singer/Songwriter; Grössen wie Trisha Yearwood, Patty Loveless, The Dixie Chicks und Adele sangen seine Songs. Er ist sowohl in Country und Bluegrass wie im Blues zu Hause. Vor seiner Arbeit mit Welch war er in Blues-Bands (The Bel Airs, The Kingsnakes, The Snakes). Mitte der 1990er veröffentlichte er zwei starke eigene Countryrock-Alben: «Country Music Made Me Do It» (1994) und «Edge of Night» (1996), auf letzterem findet sich die beste Coverversion von Eddy Clearwaters «I Wouldn’t Lay My Guitar Down». Mit seiner Blues-Formation Mike Henderson & The Bluebloods veröffentlichte er «First Blood» (1996) und «Thicker Than Water» (1999), dazwischen mit den Label-Kollegen Kieran Kane, Kevin Welch, Tammy Rogers und Harry Stinson von Dead Reckoning Records als The Dead Reckoners «A Night of Reckoning» (1997). Bluegrass der starken Art war dann bei The SteelDrivers, die er zusammen mit Chris Stapleton, Richard Balley, Tammy Rogers und Mike Fleming gründete, angesagt. Nach den ersten beiden Alben «The SteelDrivers» (2008) und «Reckless» (2010; Rang 5 in meinen Jahres-Top-10) verliessen Henderson und Stapleton die Band.
Jetzt ist Mike Henderson zurück mit einem Blues-Album; in seiner Band wirken Pianist und Organist Kevin McKendree, Bassist Michael Rhodes und Drummer Pat O’Connor mit, auf dem Titelstück sind zudem Don Underwood (Gitarre) sowie Chris und Morgane Stapleton (background vocals) dabei. Von den elf Songs hat Henderson vier selbst geschrieben oder mitgeschrieben, dazu kommen zwei Titel von R. T. Taylor (besser bekannt als Hound Dog Taylor), ein Traditional («Matchbox») sowie je ein Song von McKinley Morganfield (Muddy Waters), Robert Johnson, Sonny Boy Williamson und Melvin Jackson. Das ist alles, wie gewohnt von Mike Henderson, ganz stark gespielt, stimmungsvoll und mit Power.

Leider habe ich keinen Song vom neuen Album als Video gefunden, aber diese ziemlich aktuelle Live-Aufnahme aus dem Bluebird Café in Nashville, wo die Mike Henderson Band in der Regel jeden Montagabend auftritt, vermittelt einen guten Eindruck von Hendersons Blues:


21.4.15

6 String Drag – Roots Rock ’n’ Roll


****1/2



Es ist 25 Jahre her, aber ich habe das Album «Mercury’s Blues» des Singer/Songwriters Kenny Roby aus North Carolina noch in bester Erinnerung. Jetzt ist er mir zufällig wieder untergekommen: als Frontmann und Songschreiber der Band 6 String Drag. Mit dieser Formation hat er schon in den 1990er-Jahren zwei Alben aufgenommen (eines, «Hi Hat», 1997, produziert von Steve Earle), von 1999 bis 2013 folgten dann vier Soloalben und eine Album gemeinsam mit Neal Casal. 
Wiewohl ein ausgezeichneter Songschreiber und versierter Musiker muss Kenny Roby in Raleigh NC einem Brotjob (als medizinischer Masseur) nachgehen. Daneben hat er aber seine alte Band 6 String Drag reaktiviert, mit der er nicht nur live aufritt, sondern auch dieses wunderschöne Album aufgenommen hat, das ziemlich genau das liefert, was der Titel verspricht: «Roots Rock ’n’ Roll». Die elf Songs, alle von Roby, der immer noch ein toller Sänger und Gitarrist ist, dazu die ganz exquisite Slide-Gitarre von Scotty Miller, Bass und zweite Gesangsstimme von Rob Keller, ein bisschen Piano und Orgel sowie zwischendurch klug dosierte Bläser, lassen die alten Zeiten des Rock ’n’ Roll anklingen, sind aber überhaupt nicht von gestern. 
I love it!


Eliot Bronson


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Das nur mit seinem Namen betitelte neue Album von Eliot Bronson ist nicht sein Debüt. Der 35-Jährige aus Baltimore hat schon zwei eigene Alben («Blackbirds», 2011; «Milwaukee», 2012) veröffentlicht und von 2004 bis 2010 bildete er mit Josh Lamkin in Atlanta das Folk-Rock-Duo The Brilliant Inventions, das auch mit Bands wie They Might Be Giants tourte.

Das neue Album mit zehn eigenen Songs ist ein reifes Werk, das gleichzeitig sehr leicht und locker klingt. Bronson ist nicht nur ein guter Songschreiber, sondern vor allem auch ein exzellenter Sänger mit einer tollen Stimme. Dave Cobb (Sturgill Simpson, Jason Isbell, Lindi Ortega u.v.a) hat das Album hervorragend produziert, es hat Stimmung und Drive, aber auch eine Frische fast wie eine gute Live-Aufnahme.



2.4.15

Steve Earle & The Dukes – Terraplane

(New West Records)

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Steve Earle hat, nachdem er seine ungefähr achte Ehe (mit Allison Moorer) hinter sich gebracht hat, den Blues. «Hell, everybody’s sick of all my fucking happy songs», schreibt er im CD-Booklet. «Terraplane» ist denn ein schönes, knackiges Blues-Album geworden, produziert von R.S. Field und eingespielt mit Eleanor Whitmore (fiddle, vocals), Chris Masterson (guitars), Kelly Looney (bass) und Will Rigby (drums), Earle selbst spielt Gitarren, Mandolinen und Mundharmonika. Das klingt ebenso stimmungsvoll wie unprätentiös, fast ein wenig wie eine Jam Session unter Freunden.

Beim Cover, wie immer von genialen Chicagoer Künstler Tony Fitzpatrick gestaltet, bedauert man einmal mehr das beschissene CD-Format und wünscht es sich in LP-Grösse.


Allison Moorer – Down To Believing

(Entertainment One)

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Die ersten Vorboten von Allison Moorers neuntem Album klangen eigentlich ganz vielversprechend mit ihren scharfen, fast rockigen Gitarren. Als Ganzes überzeugt das Album dann aber leider doch nicht so richtig. Nicht dass das Album schlecht wäre, bewahre, es klingt mir einfach alles ein bisschen zu ähnlich, auch eher zu üppig arrangiert; nach ein paar Songs hat man es irgendwie gehört, man wünschte sich zwischendurch mal einen karger instrumentalisierten Track.
Inhaltlich klingen die schwierigen Zeiten an, die Allison Moorer durchmachte: die Trennung von Ehemann Steve Earle, die Autismus-Diagnose für das Kind. «Change come in like the rising tide», heisst es im ersten Song. Neben zwölf eigenen Songs gibt es ein Cover des CCR-Klassikers «Have You Ever Seen the Rain», das einen auch nicht vom Hocker zu reissen vermag.