24.3.15

Gurf Morlix – Eatin’ At Me

(Rootball)

****


Gurf Morlix hat sich vor allem als Producer (für Lucinda Williams, Butch Hancock, Slaid Cleaves, Robert Earl Keen, Ray Wylie Hubbard, Hot Club of Cowtown, Tom Russell, Ray Bonneville, Robyn Ludwick, Grant Peeples u.v.a) und Sideman (zum Beispiel bei Buddy Miller, Bob Neuwirth, Jim Lauderdale, Jimmy LaFave, Mojo Nixon, Ruthie Foster, Sam Baker u.v.a.) einen Namen gemacht, aber auch als alter Gefährte des legendären Blaze Foley, um dessen Nachlass er sich auch verdient gemacht hat. Seit 2000 veröffentlicht er als Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist auch eigene Alben. «Eatin’ At Me» ist sein neuntes – und bisher bestes. Morlix, der aus Lackawanna NY stammt – «Born in Lackawanna» heisst denn auch ein Song auf dem neuen Album – und dieses Jahr 64 wird, mag nicht der begnadetste Sänger sein, aber er schreibt starke Songs und versteht es, sie musikalisch aussergewöhnlich gut umzusetzen. Dabei spielt er die meisten Instrumente selbst, auf dem neuen Album wurde er unterstützt von Drummer Rich Richards, Violinist Gene Elders, Ray Bonneville mit der Mundharmonika und Patterson Barrett an der B3-Orgel – «Gurf mopped up the rest of the parts», notierte er auf dem CD-Cover.


20.3.15

James McMurtry – Complicated Game

(Complicated Game)


****1/2

Honey, don’t you be yelling at me when I’m cleaning my gun
I’ll wash the blood off the tailgate when this season’s done
We’ve got one more weekend to go,
and I’d sure like to kill one more doe

So beginnt das neue Album von James McMurtry. Der 53-jährige Texaner ist ein grosser Storyteller wie sein Vater, der Romancier («The Last Picture Show», «Lonesome Dove») und Drehbuchautor («Brokeback Mountain») Larry McMurtry, aber im Gegensatz zu ihm spezialisiert auf die kurze Form, auf eingängige Bilder. Das war schon 1989 beim Debütalbum «Too Long In the Wasteland» (produziert von John Mellencamp) so, und gleich mehrere Songs davon haben sich sofort in mein musikalisches Gedächtnis eingebrannt: «Painting By Numbers», «Outskirts» und das Titelstück. Das neue Album nun übertrifft das fulminante Debüt noch; das neunte Studioalbum (es gibt auch zwei Live-Alben) ist sein bisher bestes.

Nachdem McMurtry seine letzten drei Studioalben selbst produziert hatte (die ersten beiden produzierte John Mellencamp, das dritte Don Dixon und die nächsten beiden Lloyd Maines), setzte er diesmal auf den genialen Swamp-Rocker CC Adcock, der dazu seinen sonst vor allem als Engineer (für Ani Di Franco, Anders Osborne, Steve Riley u.v.a.) tätigen Studiokumpel Mike Napilotano als Koproduzenten mitbrachte. Im Vordergrund stehen jedoch wie immer James McMurtrys sonore Stimme und die Geschichten, die er erzählt, die Musik stellt sich ganz in diesen Dienst, auch wenn CC Adcock (elektrische Gitarren, Dobro) durchaus Akzente setzt, wie man sie bei McMurtry bisher nicht gehört hat. Zum wunderschönen, runden Sound tragen neben McMurtrys Band (Drummer Daren Hess, Gitarrist Tim Holt und Bassist Cornbread) unter anderen auch Benmont Tench (Piano, Hammond B3, Wurli), Sohn Curtis McMurtry (banjo), Sam Broussard (Strings arrangements, elektrische Gitarre), Rick Nelson (Violine, Cello), Ivan Neville (Moog-Bass), Dustin Welch (banjo), Kevin Smith (Upright bass), Dirk Powell (Violine, Harpsichord, Akkordeon, Banjo, Mandoline, Kontrabass, Fiddle), Danny Barnes (Banjo) und Richard Comeaux (pedal steel) bei – viele davon aus dem Umfeld von Adcock in Louisiana, wo das Album auch aufgenommen wurde.


18.3.15

Annalisa Tornfelt – The Number 8



****

Annalisa Tornfelt stammt aus Alaska, heute lebt sie in Portland, Oregon, wo sie Sängerin und Fiddlerin in der Indie-Folk-Band Black Prairie ist und im Frauen-Bluegrass/Country-Trio Calico Rose mitwirkt (Gesang und div. Instrumente, darunter auch Banjo). 
Ihr Country/Folk-Soloalbum «The Number 8» mit 15 eigenen, mehrheitlich recht kurzen Songs hat sie allein mit akustischer Gitarre an einem Tag eingespielt; ein Lied begleitete sie mit einer Nyckelharpa, einem aus Schweden stammenden, 16-saitigen Streichinstrument, das sie von Peter Buck (ex R.E.M.) erhalten hat (sie spielte das Instrument auch letztes Jahr auf seinem Album «I Am Back To Blow Your Mind Once Again»).

Annalisa Tornfelt hat eine wunderschöne Stimme und ist eine grossartige Sängerin; die sehr schöne instrumentale Begleitung wirkt überhaupt nicht karg. obwohl sie diese allein bestreitet. Die Songs handeln im Wesentlichen von der Liebe, es sind aber keine süssen Love Songs, es geht mehr um Zweifel, Schmerz und Hoffnung. Sehr schön.


11.3.15

JD McPherson – Let The Good Times Roll

(Rounder)


****1/2


Schon sein Debütalbum «Signs & Signifiers», 2010 auf Hi-Style, dem Minilabel seines Bassisten Jimmy Sutton, erschienen und dann 2012 von Rounder noch einmal aufgelegt, liess aufhorchen. JD McPherson aus Oklahoma präsentierte auf überzeugende Art zwölf eigene Songs in zeitlosem Rock ’n’ Roll-Sound mit ein bisschen Rockabilly und Rhythm & Blues alter Schule. 
Das zweite Album «Let The Good Times Roll» ist nun noch besser, satter der Sound, mit noch mehr Drive. Alle elf Songs stammen wiederum aus eigener Feder (drei sind mit je einem Ko-Autoren entstanden: einer mit Dan Auerbach, einer mit Produzent Mark Neill, einer mit Jimmy Sutton); auch der Titelsong ist ein eigener, auch wenn es den gleichen Titel auch schon gab. Ganz toll!




4.3.15

Robert Earl Keen – Happy Prisoner, The Bluegrass Sessions

(Dualtone)


****

Robert Earl Keen, 59, ist einer der ganz starken Singer/Songwriter aus Texas, auch wenn er eher auf der leiseren Seite zu Hause ist. In der Regel werden seine Songs durch zurückhaltende akustische Arrangements begleitet. Etwas forcierter sind die akustischen Arrangements auf seinem zwölften Studioalbum (es gibt auch sechs Livealben von ihm), denn dieses ist ganz dem Bluegrass gewidmet: 14 Tracks, vorwiegend Klassiker, ein paar wenige neuere Songs, kein einziger eigener.

Auf dem von Lloyd Maines produzierten Album wird Keens Band – Rich Brotherton (guitars, mandolin), Bill Whitbeck (bass), Tom Van Schaik (percussion) und Marty Muse (dobro) vor allem durch die beiden virtuosen Instrumentalisten Danny Barnes (banjo, acoustic guitar) und Sara Watkins (fiddle) verstärkt; Maines, selbst ein Saitenvirtuose, spielt nicht selbst mit. Schon die Stückauswahl, die Bluegrass nicht zu eng fasst, ist wunderschön, etwa mit «Hot Corn, Cold Corn» von Flatt and Scruggs, «Footprints in the Snow» von Bill Monroe, «East Virginia Blues» von A. P. Carter, «Long Black Veil» von Dill/Wilkin für Lefty Frizell, «This World Is Not My Home» von Brumley/Reeves für Jim Reeves und «White Dove» von den Stanley Brothers. «T for Texas» von Jimmy Rodgers singt Keen im Duett mit seinem alten Freund Lyle Lovett, beim Blues «99 Years For One Dark Day» von Jesse Fuller singt Pete Rowan mit, und beim Traditional «Wayfaring Stranger» Dixie Chick Natalie Maines, die Tochter des Produzenten. Das Album klingt streckenweise fast mehr nach Folk/Country-Blues als nach Bluegrass. Sehr schön.