31.12.06

Im CD-Wechsler (20/2006)

****1/2 – Honky Tonk Disciples, „Kickin’ Up Dust“ (self-released)
Zum Jahresende noch eine neue Lieblingsband. Die Honky Tonk Disciples sind eine hart rockende Country-Combo aus Louisiana, die rohen Rock ’n’ Roll und Tanzhallen-Country und den Blues des tiefen Südens zu einer neuen Einheit verschmelzt. Die Disciples haben die scharfen Gitarrenriffs der Georgia Satellites, den melodiösen Rocksound der Hooters, aber auch die Landstrasseneinsamkeit eines Hank Williams. Meistens gehts mit Vollgas ab; manche Hardrockband könnte sich da noch was abgucken. Doch dann kippt die Fiddle, die vorher wie eine kreischende Säge eingesetzt wurde, plötzlich in melodiösen Countrystil – allerdings meist etwas schneller als gewohnt. Alle zwölf Songs sind eigene Werke, geschrieben von Sänger/Gitarrist Michael Howes und Leadgitarrist Danny Bond. Produziert wurde das tolle Album von Dan Baird, einem der Gründer der Georgia Satellites.

***** – Blaze Foley and The Beaver Valley Boys, „Cold, Cold World“ (Lost Art)
Blaze Foley (1949–1998), der eigentlich Michael David Fuller hiess, war ein begnadeter Songwriter – und ein wahrer Outlaw. Er hatte keinen festen Wohnsitz, ständig Probleme mit den Behörden – und 1998 wurde er in einem abstrusen Streit vom Sohn eines Freundes erschossen. Seit ein paar Jahren werden seine unveröffentlichten Schätze nach und nach veröffentlicht. Nach „Wanted More Dead Than Alive“ im letzten Jahr kommen nun Aufnahmen, die der Produzent, Musiker und Singer/Songwriter Gurf Morlix 1979 in Houston und 1980 in Fredericksburg, Texas, mit Foley gemacht hat. Neben von anderen Aufnahmen bekannten Songs wie „Small Town Hero“, „Slow Boat to China“, „Election Day“, „Christian Lady Talkin’ On a Bus“ und „Faded Love & Memories“ finden sich unter den 17 Titeln auch ein paar, die noch nie veröffentlicht waren. Die Begleitung durch Morlix und Musiker seiner damaligen Band steht voll im Dienst der Songs und ist wunderbar stimmig. Ein kleines Meisterwerk.

****1/2 – Ramsay Midwood, „Popular Delusions & the Madness of Cows“ (Farmwire)
Ramsay Midwood, aus einer Musikerfamilie Arlington, Virginia, stammend, war Schauspieler in Chicago und Los Angeles, daneben trat er auch mit seinen Songs auf. Vor ein paar Jahren liess er sich als Musiker in Austin, Texas, nieder. Er wird oft mit dem frühen Tom Waits verglichen, aber auch mit Leon Redbone. Seine schrägen Geschichten murmelt er fast mehr als er sie singt, die Musik ist eine virtuose Melange aus Blues, Folk, Rock und Country, meist ziemlich laid back. Auf seinem neuen Album, produziert von Don Heffington, spielen einige Exponenten der Crème-de-la-crème der Americana-Szene mit: Randy Weeks (electric guitar, Banjo), Don Heffington (drums, harmonica, percussion), Kip Boardman (bass, piano), Danny McGough (organ), Phil Parlapiano (accordion, organ), Greg Leisz (lap steel, mandolin), Jon Birdsong (tuba, baritone horn). Grosse Klasse!


Jahresendeaufwisch im Schnelldurchlauf (Part II)

**** – Trent Summar & The New Row Mob, „Horseshoes & Hand Grenades“ (Palo Duro)
Countryrock hart und laut, ein bisschen wie die Honky Tonk Disciples (siehe oben). Keine Wunder – auch hier hat Dan Baird seine Finger drin, bzw. an der Gitarre. Macht echt Freude!

**** – Todd Snider, „The Devil You Know“ (New Door/Universal)
Sein letztes Album „East Nashville Skyline“ gehörte 2004 zu meinen Favoriten. Auch auf seinem neuesten Werk ist der Singer/Songwriter mit dem manchmal etwas schrägen Country-Folk-Rock-Blues-Sound frech, witzig, frisch – und einfach gut.

**** – Augie Meyers & The Rocka Baca’s, „My Freeholies Ain’t Free Anymore“ (El Sendero)
Augie Meyers, der legendäre Organist und Akkordeonist (Sir Douglas Quintet, Texas Tornados, Bob Dylan u.v.a) aus San Antonio, Texas, zeigt wieder einmal, was er drauf hat, nachdem das letzte Album eher peinlich ausgefallen war. Die Handorgel überlässt er hier Michael Guerra und David Farian, um selber Gitarre und Orgel zu spielen – und natürlich zu singen. Augie hat das Album mit einigen neuen eigenen Songs zusammen mit Drummer Max Baca (bekannt aus Flaco Jimenez’ Band) produziert, Bobby Flores steuert Fiddle und Steel-guitar bei. Eine schöne Texmex-Mischung mit Drive und Schmelz.

**** – 18 Wheeler, „Charmed Life“ (BWJ)
Dass es das noch gibt: Rockabilly mit Vollgas und punkiger Attitüde. 18 Wheeler ist ein Trio aus Denver, Colorado, das als Wurzeln seiner Musik den Rockabilly der Fünfzigerjahre ebenso nennt wie Einflüsse von Bands wie The Cramps, Kiss und The Beat Farmers. Gitarre, akustischer Bass, Drums – und dann das Gaspedal an den Anschlag. Macht Spass. Müsste man live sehen – würde sicher noch mehr Spass machen.

**** – William Elliott Whitmore, „Song of the Blackbird“ (Southern)
Der junge Mann mit der alten Stimme und dem Banjo ist zurück. Die Songs wie der Sound sind so düster wie zuvor. Stark nur seine Stimme und sein Banjo. Unter den wenigen Mitmusikern ist diesmal der brillante Pianist (und Singer/Songwriter) David Zollo, wie Whitmore aus Iowa.

**** – Wayne „The Train“ Hancock, „Tulsa“ (Bloodshot)
They won’t play no Dale Watson
They won’t play Wayne „The Train“
They’ll never play ole’ Hank III
And they don’t know my name
Dies singt J. B. Beverley im Titelsong seines tollen ersten Albums über das Country-Radio in den USA. Nun, ob sie Wayne Hancock spielen oder nicht – er ist einfach toll. Seine virtuose Mischung aus Western Swing, Country und Rockabilly zusammen mit seinem näselnden Gesang reisst einfach mit.

**** – Carrie Rodriguez, „Seven Angels On a Bicycle“ (Train Wreck)
Sehr schönes „Solo“-Album der Duettpartnerin und Violinisten von Chip Taylor. Mit Bill Frisell (electric guitar), Greg Leisz (steel guitars, dobro), Viktor Krauss (upright bass), Chip Taylor (accoustic guitar) u.a.

***1/2 – Chip Taylor, „Unglorious Hallelujah“ (EMI)
Viel Musik fürs Geld, fast etwas gar viel: Der grosse Songwriter Chip Taylor hat so viele neue Songs, dass er gleich noch eine zweite CD, betitelt „Red, Red, Rose & Other Songs of Love, Pain and Destruction“, beilegen liess. Insgesamt 24 Songs, wie immer sehr stimmungsvoll eingespielt.

***1/2 – Halden Wofford & The Hi*Beams, „Midnight Rodeo“ (self-released)
Neo-Honkytonk aus Austin, Texas. Witzig, gut gespielt.

***1/2 – Miss Leslie & her Juke Jointeres, „Honky Tonk Happy Hour“ (Zero Label)
Honkytonk-Stimmung zur Happy Hour im Continental Club in Houston, Texas. Leslie Lindley mischt Rockabilly und altmodische Countrysongs. Tolle Stimme, gute Band. Kommt noch besser als ihr Studioalbum vom Vorjahr..

***1/2 – Jessie Lee Miller, „Now You’re Gonna Be Loved“ (self-released)
Honkytonk mit Rockabilly-Einschlag. Tolle Stimme.

***1/2 – James Hand, „The Truth Will Set You Free“ (Rounder)
Country von heute in der zeitlosen Tradition von Lefty Frizzell, Hank Williams, Ernest Tubb. „The real deal!“, sagt Willie Nelson über James Hand.

*** – Kasey Chambers, „Carnival“ (Warner Bros.)
Mit ihrem Solo-Debüt „The Captain“ avancierte die australische Sängerin Kasey Chambers (die schon als Kind in der Familienkombo Dead Ringer Band dabei war) sozusagen über Nacht zum weltweiten Americana-Darling. Hier viertes Soloalbum klingt leider eher mau.

*** – The Resentments, „On My Way to See You“ (Freedom)
Austins „Super Group“ mit Stephen Bruton, Jon Dee Graham, Bruce Hughes, Scrappy Jud Newcomb und John Chipman war im Studio.

*** – Bruce Hughes, „Bluebird“ (Freedom)
Ansprechendes Debüt des Musikers (The Resentments, Bob Schneider Band, Poi Dog Pondering, The Ugly Americans) als Singer/Songwriter.

27.12.06

Im CD-Wechsler (19/2006)

Jahresendeaufwisch im Schnelldurchlauf (Part I)

****
– Two Tons of Steel, „Two Tons Tuesday Live“ (CD und DVD) (Palo Duro)
Eine ganz tolle Rockabilly-Band sind Two Tons of Steel – als „Countrybilly“ bezeichnet Bandleader Kevin Geil seine Musik. Das letzte Studioalbum “Vegas“ schaffte aus locker auf meine Liste meiner Lieblingsalben 2005. Nun habe ich die unglaubliche Spielfreude und Energie dieser Band leider nicht ganz live, aber immerhin gefilmt gesehen: auf der DVD von einem ihrer „Two Tons Tuesdays“ in der Gruene Hall und Gruene, Texas. Einmal im Monat spielen sie in dieser alten Dance Hall in einem kleinen Kaff zwischen Austin und San Antonio am Dienstag – und die Bude ist immer gerammelt voll. Das heisst, an einem Dienstagabend kommen da über tausend Leute zusammen um Spass zu haben und zu tanzen

**** – The Texas Sapphires, „Valley So Steep“ (Stag)
Austins neue Lieblinge. Stark akustisch orientierter Amerciana-Country-Sound. Eine männliche und eine schöne weibliche Lead-Stimme. Produced by Lloyd Maines (der auch mitspielt).

**** – Slaid Cleaves, „Unsung“ (Rounder)
Der Singer/Songwriter singt Songs von anderen Songwirtern, der er verehrt, darunter Adam Carroll, David Olney, Ana Egge, Karen Poston.

**** – Chris Knight, „Enough Rope“ (self-released)
Der rockige Singer/Songwriter stark wie immer. Produced by Gary Nicholson.

***1/2 – Fred J. Eaglesmith, „Milly’s Cafe“ (self-released)
Zehn neue Songs auf dem ungefähr fünfzehnten Album des Singer/Songwriters.

***1/2 – Robert Earl Keen, „Live at the Ryman – The Greatest Show Ever Been Gave“ (Koch)
Einer meiner Lieblings-Songwriter live in Nashville mit einigen seiner bekanntesten Songs.

***1/2 – Holly Ramos, „Racehorse“ (self-released)
Big City Girl (ex N.Y.C., jetzt L.A.) mit urbanem Folk-Rock.

*** – Matthew Grimm & The Red Smear, „Dawn’s Early Apoclaypse“ (self-released)
Polit-Americana-Punk-Rock vom Haupt-Songschreiber der New Yorker Hangdogs, der nach Iowa City gezogen ist. Ko-produziert von Pete Anderson.

*** – Raul Malo, „You’re Only Lonely“ (Sanctuary)
Der Ex-Frontman der Mavericks auf dem Weg, der neue Roy Orbison zu werden. Er muss aber aufpassen, dass er die Kurve kriegt und nicht als neuer Chris Isaak endet.

*** – Allison Moorer, „Getting Somewhere“ (Sugar Hill)
Steve Earle hat seine ungefähr zehnte Gattin auch musikalisch sehr für sich eingenommen. Klingt wie ein Steve-Earle-Album mit Allison Moorer als Sängerin. Das ist ja nicht schlecht, aber nicht unbedingt das, was man von Frau Moorer, pardon, Frau Earle möchte.

*** – Tony Joe White, „Uncovered“ (Swamp)
Die Legende aus Louisiana gibt sich diesmal etwas zu betulich. Gäste: J.J. Cale, Eric Clapton, Waylon Jennings, Mark Knopfler.

*** – PF Sloan, „Sailover“ (Hightone)
Der Veteran mit alten („Eve of Destruction“) und neuen eigenen Songs. Gäste: Lucinda Williams, Frank Black, Buddy Miller.

*** – Michael Hall, „The Song He Was Listening to When He Died“ (Freedom)
Achtes Album des Singer/Songwriters aus Austin, Texas. Ko-produziert von Scrappy Jud Newcomb.

*** – Randy Weeks, „Sugarfinger“ (self-released)
Der kalifornische Singer/Songwriter findet leider nie ganz zurück zur Hochform, die er mit den Lonesome Stranges in den Achtzigerjahren erreicht hatte.

*** – Tim Easton, „Ammunition“ (New West)
Neo-Folk mit Polit-Einschlag.

*** – Elvis Costello & Allain Toussaint, „The River in Reverse“ (Verve Forecast)
Schade, dass immer nur Elvis Costello singt und nie Allain Toussaint, der nur auf die Tasten hauen darf.

**1/2 – Ray Lamontagne, „Till the Sun Turns Black“ (RCA)
Nach dem Überraschungserfolg des Debuts „Trouble“ ist das Nachfolgealbum nicht sonderlich überraschend.

25.12.06

Im CD-Wechsler (18/2006)

****1/2 – Guy Clark, „Workbench Songs“ (Dualtone)
Welche Freude: Mit 65 legt der legendäre texanische Songwriter Guy Clark noch einmal ein Album der Extraklasse vor – eines seiner allerbesten! Clarks bestes Album ist und bleibt ja sein Debüt „Old No. 1“ (1975). Ein so fulminanter Karrierestart ist natürlich toll, kann aber ein Musikerleben auch schwer machen, muss er sich doch immer an diesem Meisterwerk messen lassen (nur nebenbei: die auch aus Texas stammende Michelle Shocked hat auf ihrem sensationellen Durchbruch-Album „Short Sharp Shocked“ Guy Clark die Referenz erwiesen: Das Album-Backcover ist ein Zitat der Rückseite von Clarks „Old No. 1“; dieselbe Gestaltung, und Shocked posiert mit Produzent Pete Anderson genau gleich wie Guy Clark mit Gattin Susanna auf seinem Album).
Neben neun eigenen Songs (alle zusammen mit Ko-Autoren geschrieben) präsentiert Clark auf dem neuen Album den Traditional „Diamond Joe“ und „No Lonsome Tune“ von Townes Van Zandt, einer anderen Texas-Songwriter-Legende. Neben ruhigen Mann-mit-Klampfe-Songs („Funny Bone“) gibt es Songs mit vollen Country-Drive („Exposé“) und auch mal eine schöne Tex-Mex-Einlage („Cinco de Mayo in Memphis“).

**** – Butch Hancock, „War and Peace“ (Two Roads)
Ein Polit-Album des grossen texanischen Songwriters Butch Hancock, der sonst eher auf Poetisches spezialisiert ist (wie zum Beispiel „(If You Were a) Bluebird“, berühmt gemacht durch Emmylou Harris und andere). Auch in Songs wie „When The Good and The Bad Get Ugly“ (When the good and the bad get ugly … the very first thin that disappears is truth), „The Devil in Us All“ (He smiles like the devil when he’s talking to the press) und „The Gread Election Day“ (Who’s gonna vote their conscience … and who’s gonna count the votes) kommen ihm sein poetisches Talent und sein Wortwitz nicht abhanden. Manch einen dieser Songs, die teils ganz schön swingen, werden wir sicher von anderen Interpreten wieder hören. Sein Album mit 13 neuen Songs hat Butch Hancock praktisch im Alleingang (lead vocals, harmonies, harmonica, accoustic guitrars, electric guitars, bass, drum, djemba, percussion, keyboard, banjo) zu Hause in Terlingua, Texas, eingespielt. Einzig Rob Gjersoe steuert noch etwa E-Gitarre bei – und seine alten Flatlanders-Kumpel Joe Ely und Jimmie Dale Gilmore sind bei zwei Songs für harmony vocals zuständig. Die beiden sind seit je die besten Interpreten der Songs von Butch Hancock, der selbst ein ordentlicher aber kein virtuoser Sänger ist.

**** – Willie Nelson, „Songbird“ (Lost Highway)
Der gutmütige alte Kiffer Willie Nelson schreckt ja bekanntlich von keinen Partnerschaften zurück (mit Schrecken erinnert man sich etwa an die Duette mit Schwulio Iglesias). Als gute Partnerschaft erweist sich die aktuelle mit Ryan Adams. Der Amercana-Star hat das neue Album der Outlaw-Legende nicht nur produziert, sondern begleitet Nelson auch mit seinen Cardinals; aus Willies ständigem Gefolge ist zusätzlich der Mundharmoniker Mickey Raphael dabei. Ryan Adams (accoustig guitar, electric guitars, bass guitar), Jon Graboff (pedal steel), Brad Pemberton (drums), Neal Casal (piano, guitar) und Catherine Popper (bass) geben den elf Songs einen angenehm knackigen Sound. Der Höhepunkt steht gleich am Anfang des Albums: der Fünfeinhalb-Minuten-Blues „Rainy Day Blues“.

*** – Solomon Burke, „Nashville“ (Shout Factory)
An einem Anlass der Americana Music Association AMA hat Bischof Burke den ebenfalls der Bibel zugeneigten Buddy Miller kennengelernt. Und mit ihm als Produzenten hat der nun das Country-Gospel-Album „Nashville“ eingespielt. Schön gemacht, wenn teils auch etwas gar schwülstig. Mit etlichen Gästen, vielen aus Millers Umfeld: Emmylou Harris, Jim Lauderdale, Kevin Welch, Dolly Parton, Gillian Welch, Patty Loveless und Top-Musikern wie Kenny Vaughn, Paul Kennerley, Brady Blade, Al Perkins, Sam Bush usw.

*** – Scott H. Biram, „Graveyard Shift“ (Bloodshot)
Dreckig, laut, schräg: die Dirty Old One Man Band ist zurück.
Produced by Scott Biram
All songs performed by Scott Biram
All songs written by Scott Biram, except „Only Jesus“ written by Mario Matteoli, arranged by Scott Biram
Recorded hat Hiram’s Hell Hole in Austin, TX (…)
Scott H. Biram – lead and harmony vocals, CB radio, loudspeaker, breathing, harmonica, gut all accoustic & electric guitars, Hammond B3 organ, homemade footstomp board, hi-hat, tamborine, claps, hambone, bible thump, special effects, random noises.
The „SHB Gospel Choir“ is Scott H. Biram suckers!! heh

Photos: Scott Biram (…)
Cover Design: Scott Biram

7.12.06

Im CD-Wechsler (17/2006)

***** – Los Lobos, „Chuy’s Tape Box, Volume 1“ (Live January 14, 1984 at La Casa De La Raza, Santa Barbara CA) (self-released)
„Eine der besten Bands überhaupt“, habe ich neulich hier über Los Lobos geschrieben. Hier ist eine Bestätigung mehr dafür. Und die zeigt auch, dass sie das schon immer war. Diese Live-Aufnahme, nur erhältlich im Store
der Website der Lobos, wurde im Januar 1984 aufgenommen. Erst Ende 1984 erschien das Album „How Will the Wolf Survive“ (auf meiner Liste für die einsame Insel), das Los Lobos international bekannt machte. Bei diesem phantastischen Konzert war Steve Berlin, der einzige Nicht-Chicano der Band, noch „from The Blasters“ und als Gastmusiker dabei. Schon damals hatte die Band alles drauf, was es braucht. Auch das Repertoire. Hier die Trackliste:

Let's Say Goodnight (Hidalgo/Pérez)
Our Last Night (Hidalgo/Pérez)
Ay Te Dejo en San Antonio (Don Santiago Jimenez)
I Got To Let You Know (Cesar Rosas)
That's My Little Suzie (Ritchie Valens)
Buzz Buzz Buzz (Bird/Dolphin)
My Baby's Gone (Cesar Rosas)
Walking Song (Hidalgo/Pérez)
Volver, Volver (Fernando Z. Maldonado)
How Much Can I Do? (Hidalgo/Pérez)
Anselma (Cesar Suedan/Guadalupe Trigo)
The Breakdown (Hidalgo/Pérez)
Soul Twist (Instrumental) (King Curtis)
I'm Sorry (McDaniel/Fuqua/Freed)
Come On, Let's Go (Ritchie Valens)
Corrido #1 (Cesar Rosas)
I'm Gonna Be A Wheel Someday (Bartholomew/Hayes/Domino)
300 Pounds of Heavenly Joy (Howlin' Wolf)
La Bamba (Ritchie Valens)
We're Gonna Rock (Cesar Rosas)
Why Do You Do? (Cesar Rosas)
Encores:
Sleepwalk (Instrumental) (Farina)
Los Ojos De Pancha (Juan Romero)
I'm Tore Down (Sonny Thompson)
Un Mojado Sin Licencia (Flaco Jimenez)

Der Bezeichnung „Volume 1“ lässt darauf hoffen, dass noch weitere Schätze aus Chuy’s Tape Box den Weg auf CDs finden.
„Volume 1“ ist jedenfalls schon mal ein Live-Album der Extraklasse! Was soll man da noch sagen? Bestellen! ¡Vamos!

**** – Greg Brown, „The Evening Call“ (Red House)
Greg Brown aus Iowa steht auf der Liste meiner Lieblings-Singer/Songwriter. Es war 1992, als mir das Album „Dream Cafe“, das von einem europäischen Ableger eines der grossen Musikkonzerne übernommen worden war, auf das Pult schneite (ich war damals Kulturredaktor). Und ich war hin und weg. Diese dunkle Stimme, die fast mehr spricht als singt, der sparsame und dennoch komplexe Sound – und die Songs, die hängen blieben. Wer zum Teufel ist dieser Greg Brown, fragte ich mich. Ich konnte nicht glauben, dass dieses reife Werk das erste Album Browns sein könnte. Und siehe da: Nach kurzer Recherche zeigte sich, dass dies bereits sein achtes Album war, alle erschienen auf dem in der Schweiz (damals jedenfalls) nicht erhältlichen Label Red House. Nun, ich bestellte sofort alle älteren Platten in den USA. Und blieb ihm treu. Über 20 Alben sind es bisher (darunter auch ein paar Kinderplatten), und das neueste ist wieder mal ein Meilenstein. Ein betörender Mix aus Folk, Country, Blues, wie meistens sparsam aber schlicht bestechend begleitet – einmal mehr vor allem von Gitarrist (und Koproduzent) Bo Ramsey, der zu den besten Slidegitarristen zählt.
(Inzwischen ist auch Greg Browns Tochter Pieta Brown eine ganz starke Musikerin; und in zweiter Ehe ist er mittlerweile mit der wunderbaren Iris DeMent verheiratet, die leider nach ihren Anfangserfolgen unter so etwas wie einem musikalischen Schreibstau leidet.)

**** – Big Sandy and his Fly-Rite Boys, „Turntable Matinee“ (Yep Roc)
Seit über 15 Jahren und mehr als einem Dutzend Alben spielt Big Sandy (eigentlich Robert Williams) einen bestechenden und immer noch besser werdenden Mix aus Western Swing, Rockabilly und traditionellem Country. Neu sind auf dem ganz starken Album „Turntable Matinee“ alle 13 Songs, zehn von Big Sandy geschrieben, drei vom Bassisten Jeff Weiss. Und unwiderstehlich ist der Rhythmus. Den Startsong „The Power of the 45“ gibts natürlich auch als Vinyl-Single:
Drop the needle in the groove
And start to move
Feel that rhythm in your soul
Taking control
Get on your feet, come alive
That's the power of the 45
Freunde und Bekannte – und einen Stapel 45er brauchts laut dem Song für eine gute Party. Und vom wem die Musik sein soll, zählt Big Sandy darin auch gleich auf. Zum Beispiel von Little Junior Parker, Ronnie Dawson, Jimmie Lawson, Chuck Berry, Link Wray, Johnny „Guitar“ Watson, Etta James und Rudy „Tutti“ Grayzell. Ich würde beifügen: Etwas von Big Sandy würde auch prima passen.

***1/2 – Amber Digby, „Here Come the Teardrops“ (Heart of Texas)
Amber Digbys Debut “Music from the Honky Tonks war meine
Lieblingsplatte des Jahres 2005. Das Nachfolgealbum zeigt sie erneut als wunderbare Interpretin von Countrysongs klassischen Zuschnitts. Der Sound ist gleich geblieben, die Musiker sind auch dieselben. Schön. Aber bisschen zu sehr wie gehabt.