15.4.10

Playlist März 2010

****1/2
John Hiatt, The Open Road (New West)
John Hiatt ganz stark; erdig, sehr bluesig, ohne Firlefanz. In den letzten Jahren hat er sich von Album zu Album gesteigert und erreicht jetzt fast schon wieder das Level seiner Meisterwerke „Bring the Family“ (*****, 1987; mit Ry Cooder, Nick Lowe, Jim Keltner) und „Slow Turning“ (*****, 1988; mit Sonny Landreth).

****
The Holmes Brothers, Feed My Soul (Alligator)
O ja, das ist Nahrung für unsere Seelen!

Sonny Landreth, Mississippi Blues (Fuel) Die in den 1990er schon einmal erschienenen „Crazy Cajun Recordings“ des meisterhaften Gitarristen aus Louisiana sind hier neu aufgelegt: Die 20 Tracks, eingespielt 1973 und 1977 mit dem legendären Produzenten Huey P. Meaux (u.a. „Erfinder“ des Sir Douglas Quintet), zeigen, dass Landreth schon in jungen Jahren ein grossartiger Gitarrist war. Leider fehlen jegliche Angaben zu Mitmusikern.

Texas Tornados, ¡Esta Bueno! (Bismeaux) Gut zehn Jahre nach dem Tod von Mastermind Doug Sham lässt sein Sohn Shawn Sahm die Texas Tornados wieder aufleben. Der inzwischen auch von uns gegangene Freddy Fender war zumindest bei einem Teil der Aufnahmen noch dabei. Zudem hat Shawn noch eine alte Demoaufnahme mit seinem Dad ausgegraben. Ansonsten tritt der Junior in Dougs übergrosse Fussstapfen. Ich habe die CD erst einmal mit einiger Skepsis in den Player geschoben, sie seither aber etliche Male wieder gehört. ¡Muy bueno!

***1/2
Pete Anderson, Even Things (Little Dog) Noch ein grosser Gitarrist und Produzent (Dwight Yoakam, Michelle Shocked u.v.a). Aber ein grosser Sänger ist Pete Anderson immer noch nicht.

**1/2
The Chieftains featuring Ry Cooder, San Patricio (Hear Music/Blackrock) Das Projekt um eine Episode im amerikanisch-mexikanischen Krieg (1846–1848) – eine Gruppe von Iren bzw. irischstämmigen Amerikanern kämpfte auf der Seite der Mexikaner – erinnert etwas an Ry Cooders „Chavez Ravine“ (2005). Es ist ebenso sorgfältig und ernsthaft und sicher in jeder Hinsicht korrekt gemacht. Neben Ry Cooder wirkten auch Grössen wie Linda Ronstadt, Los Tigres del Norte und Carlos Núñez mit. Doch das ständige irirische Pfeifengedudel, das fast jeden Song begleitet, nervt mich mit der Zeit fast so sehr wie Strassenmusikanten mit der Panflöte.

*
The Watson Twins, Talking To You, Talking To Me
(Vanguard) Vielversprechend klang der folkige Gesang der Zwillingsschwestern Chandra und Leigh Watson aus Louisville, Kentucky auf dem Album „Rabbit Fur Coat“ (2006) von Jenny Lewis und auch auf ihrer eigenen EP „Southern Manners“ (2006). Ihr Debütalbum „Fire Songs“ (2008) konnte die geweckten Erwartungen aber nicht so recht erfüllen. Und mit ihrem neuen Album sind die Watson Twins völlig abgestürzt: Nichtssagende Songs, die man schon vergessen hat bevor sie ganz verklungen sind und pseudo-tiefsinnige Arrangements mit seltsamen Chill-Techno-Anleihen verbreiten nichts als Langeweile.