9.4.07

Jann Browne, „Buckin’ Around“

(plan B records!)
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A Tribute to the Legendary Buck Owens bringt Jann Browne auf ihrem neuen Album. Die aus Indiana stammende Sängerin mit der rauchigen Stimme ist seit vielen Jahren ein sicherer Wert in der Country- und Countryrockszene Kaliforniens, wohin sie nach einem Abstecher nach Nashville auch wieder zurückkehrte. Den Songs von Bucks Owens – „Love’s Gonna Live Here“, „Before You Go“, „Exuse Me (I Think I’ve Got a Heartache“, „Play Together Again, Again“, „I Don’t Care“, „Think of Me“, „Hot Dog“, „Waitin’ In Your Welfare Line“ usw. – wird Browne mit ihrem gewohnten Drive und Power gerecht. Wie meistens spielt Matt Barnes die Gitarre, dazu kommen Steelgitarrist Jay Dee Maness (Buck Owens, Desert Rose Band, The Byrds, Dwight Yoakam, Lyle Lovett, Randy Newman), Drummer Larry Mitchell und Bassist Bill Bryson (Ry Cooder, Desert Rose Band) als Standardbesetzung. Bei einem Grossteil der Songs spielt zudem der Singer/Songwriter und Gitarrist Duane Jarvis akustische Gitarre, bei ein paar Songs ist Fiddler Scott Joss dabei, und einmal Keyboarder Skip Edwards (Joss und Edwards aus dem Umfeld von Pete Anderson). Als Harmony-Sänger ist zudem Chris Gaffney dabei, bei „Loose Talks“ auch als wunderbarer Duettpartner. Und bei „Sweethearts in Heaven“ singen die himmlischen Sweethearts Iris DeMent und Joy Lynn White mit. Ein tolles Tribut-Album, dass sicher auch dem legendären Buck Owens (1929–2006) Freude machen würde.

6.4.07

Joe Ely, „Happy Songs from Rattlesnake Gulch“

(self-released)
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Hier rockt Joe Ely von Anfang an richtig los: „Baby Needs a New Pair of Shoes“ ist satter Rock ’n’ Roll mit knackigen Gitarren und flotten Bläsern, das nächste Stück „Sue Me Sue“ hat einen an Ska erinnernden Rhythmus. Es gibt auch die für Ely typischen, druckvollen Balladen, oder das schöne, stark von Joel Guzmans Handorgel geprägte „Little Blossom“. Für die starke E-Gitarre zeichnet vor allem Rob Gjersoe verantwortlich, aber auch Gitarristen aus früheren Joe Ely Bands wirken mit: David Holt („Baby Needs a New Pair of Shoes“), David Grissom, Mitch Watkin und Bradley Kopp. Ebenfalls aus früheren Ely Bands kennt man die Bassisten Jimmy Pettit und Glen Fukunaga und die Drummer Davis McLarty und Donald Lindley (†). Insgesamt ein sehr typisches Album für Joe Ely, ganz ohne die gestelzten Tango-Ausflüge, mit denen er zeitweise eher nervte. Zehn der elf Songs hat Ely selber geschrieben, leider nur ein Song kommt von seinem alten Compadre Butch Hancock, und erst noch ein ziemlich alter. Aber immerhin: „Firewater“ hat man so interpretiert bisher noch nicht gehört.
PS. Nur für den Fall, dass das jemand lesen sollte, der nicht weiss, wer Joe Ely ist:
Er ist einer der besten Texas Rock ’n’ Roller. Anfang der Siebzigerjahre bildete er mit den Singer/Songwriter-Kollegen Butch Hancock und Jimmie Dale Gilmore (und Mitmusikern) die legendäre Band The Flatlanders, deren Plattenaufnahmen erst 1990 erschienen; seither treten die drei gelegentlich wieder als Flatlanders auf. Ely tourte u.a. mit The Clash, womit er auch in England eine treue Fangemeinde eroberte. Seine (ca. 20) Plattenveröffentlichungen waren zwar immer wenig erfolgreich, Elys Konzerte aber haben einen unglaublichen Drive, und in seiner texanischen Heimat ist er ein Star.

Joe Ely, „Silver City (Pearls from the Vault, Vol. 1)“

(self-released)
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Joe Ely ist hyperaktiv. Zwei neue Alben und ein Buch hat er dieses Jahr schon heraus gebracht, und die Platten macht er jetzt auf dem eigenen Label namens Rack’ em Records. Die CD „Silver City“ mit dem Untertitel „Pearls from the Vault, Vol. 1“ zeigt Joe Ely auf Schwarzweissfotos aus den Siebzigerjahren, und man könnte annehmen, das seien irgendwelche alten Aufnahmen aus seinem Archiv. Seine Stimme klingt dann aber ganz heutig, und Akkordeonist Joel Guzman, der einzige Begleiter, ist zu jung, um auf so alten Aufnahmen dabei zu sein. Und unter den Songs (All Songs written by Joe Ely) finden sich auch bekannte Perlen aus seinem Fundes wie etwa „Silver City“. In der Diskographie auf seiner Webseite (www.ely.com, On Line Since 1983) fehlen die neuen Alben (noch), und erst nach etwelchem Herumklicken stösst man irgendwo auf die dürre Angabe Acoustic CD of pre-Flatlanders Ely songs. Es handelt sich also um sehr frühe Songs von Ely, die er aber neu aufgenommen hat. Das Album klingt etwas gleichförmig, Joe Ely ist ja ein toller Sänger und ein Perfomer mit einer ganz starken Bühnenpräsenz, aber sein Gitarrenspiel reicht nich weit über etwa Rhythmus hinaus.

2.4.07

Bo Ramsey, „Stranger Blues“

(self-released)
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Bo Ramsey ist einer meiner Lieblings-Gitarristen, -Produzenten und Singer/Songwriter. Wo immer er irgendwie die Finger drin hat – die Platte kaufe ich, selbst wenn ich vom Interpreten noch nie etwas gehört habe. Seit vielen Jahren arbeitet Ramsey mit dem grossartigen Singer/Songwriter Greg Brown, wie er aus Iowa, zusammen, und er hat das starke Debüt von Gregs Tochter Pieta Brown produziert (und er war auch mit Kevin Gordon, Lucinda Williams, Ani DiFranco, Teddy Morgan und andere tätig). Pieta Brown hat jetzt sein neues Album mit ihm koproduziert, und sie wirkt darauf auch als Gitarristin mit. Ebenso Greg Brown. Und der Singer/Songwriter und Pianist David Zollo, ebenfalls aus Iowa, langt in die Tasten.
„Stranger Blues“ ist, der Titel lässt es schon vermuten, ein Blues-Album. Im Gegensatz zu seinen Alben aus den Neunzigerjahren, die er mit eigenen Songs bestritt, covert Ramsey hier einige Blues-Klassiker. So den Titelsong von Elmore James sowie Songs von Little Walter, Howlin’ Wolf, Jesse Mae Hemphill, Willie Dixon, Sonny Boy Williamson und anderen. In seinen stimmungsvollen Interpretationen führt Bo Ramsey vor allem sein Können auf diversen Gitarren vor. Grosse Klasse!