11.5.06

Im CD-Wechsler (7/2006)

**** – Sunny Sweeney, „Heartbreaker’s Hall Of Fame“ (self-released)
Sunny Sweeney ist „a gal from Texas“. Ihr Debütalbum mag relativ konventionelle Country- und Countryrock-Musik bringen, doch es hat sich lange gehalten in meinem CD-Wechsler, denn es ist weit überdurchschnittlich. Sunny hat eine etwas dreckige, starke Stimme, den richtigen Honkytonk-Groove, starke Begleiter, darunter etwa Fiddler Bobby Flores und Gitarrist Caspar Rawls – und eine sehr gute Songauswahl. Drei Titel hat sie selber geschrieben, zwei, darunter das wunderschöne „Refresh My Memory“, kommen von Jim Lauderdale (der auf Keith Sykes’ „Lavender Blue“ auch mitsingt), dann ist da „East Texas Pines“ von Libbi Bosworth und „Mama’s Opry“ von Iris DeMent. Und vor allem das umwerfende «Next Big Nothing“ von Audrey Auld, von Sunny Sweeney mit wunderbarer Selbsironie rübergebracht:
Once I thought that I would be a big star
Making everybody look at me
Driving to the bank in my big car
And looking at my self on TV

But I’m a gonna be the next big nothing
You won’t see my name on MTV
I’m a gonna be the next big nothing
No one knows my name in Tennessee

**** – Exene Cervenka and The Original Sinners, „Sev7en“ (Nitro)
Nachdem sie mit Dave Alvin und ihrem Frontpartner bei X, John Doe, The Knitters wieder aufleben liess, stand Exene Cervenka offenbar der Sinn nach gutem altem Punkrock. Ein Hauch von Rockabilly und ein paar akustische Klampfentakte dürfen zwischendurch auch mal sein, aber sonst geht es sehr rockig zur Sache. Bis auf „Ghosts On The Highway“ von Jeffrey Lee Pierce (The Gun Club) hat alle Songs Exene Cervenka gechrieben, ein paar zusammen mit dem Gitarristen Jason Edge.

***1/2 – Mark Knopfler and Emmylou Harris, „All The Roadrunning“ (Mercury)
Auch wenn betont wird, dass das ein gemeinsames Werk ist – eigentlich ist es ein Album von Mark Knopfler, auf dem Emmylou Harris mitsingt. Von ihm sind die meisten Songs, sein typischer Sound dominiert. Aber es ist ein schönes Album mit ein paar berührenden Duetten. (Live am 2. Juni 2006 im Hallenstadion Zürich)

***1/2 – The Black Keys, „Chulahoma“ (Fat Possum)
In den Liner Notes beschreibt Dan Auerbach, die bessere Hälfte der Black Keys, wie ihn ein Album von Junior Kimbrough (1927–1998) musikalisch auf den richtigen Weg brachte, als er 18 war. Dieses Minialbum mit sechs Songs von Kimbrough ist nun seine Hommage an den Meister. Stark. Aber nicht so stark wie der archaische Bluesmann aus Hudsonville, Mississippi war.

** – Bruce Springsteen, „We Shall Overcome – The Pete Seeger Sessions“ (Columbia)
Auf seine alten Tage entdeckt Springsteen die alten Protestsongs der Folklegende Pete Seeger. Klingt mir ein bisschen zu sehr nach Pfadfinderfolklore.

**** – Steve, Bob & Rich: „Balls“ (1984) (BAT Records)
Das Trio Steve, Bob & Rich aus Kansas City, gegründet 1983, machte ab 1985 als The Rainmakers Furore, unter anderem mit dem Hit „Let My People Go-Go“. Auf dem selbstproduzierten Debüt von 1984 sind die knackigen Rock-’n’-Roll-Heuler, mit welchen sie berühmt wurden, in den Urversionen zu hören, dazu ein paar Live-Tracks, darunter John Fogertys „Rockin’ All Over The World“. Ein Gaspedal-runter-Album für den Highway.