27.7.05

«Governor Kinky '06»

Seit ich wirklich erwachsen geworden bin, klebe ich keine Botschaften mehr an mein Auto. Der Sticker, der gestern einer Sendung CDs aus Texas beilag, würde ich jedoch ankleben - wenn ich denn in Texas leben würde:
«Governor KINKY ’06»
Es ist tatsächlich so: The one and only Kinkster, Richard «Big Dick» Kinky Friedman stellt sich im November 2006 als Parteiunabhängiger zur Wahl als Gouverneur von Texas. Kein Witz.
Der Wahlkampf hat schon begonnen. Als Kampagnenleiter hat Kinky Senator Dean Barkley engagiert, der schon den erfolgreichen Wahlkampf für Jesse Ventura managte (man erinnert sich: der frühere Wrestler Jesse Ventura eroberte als Politaussenseiter in Minnesota den Gouverneurssitz).
Kinky Friedman meint seine Kandidatur ernst. Dabei verliert der geniale Musiker und Schriftsteller aber seinen typischen Humor nicht. «My Governor Is A Jewish Cowboy» oder «He Ain’t Kinky, He’s My Governor» lauten die ersten Werbeslogans.
Und er verspricht: "If you elect me, I’ll be the first Governor in Texas history with a listed phone number."
Mehr zu Kinkys Plänen für Texas auf seiner Homepage.

25.7.05

Im CD-Wechsler (Woche 29 / 2005)

• Michelle Shocked, «Threesome» (Mighty Sounds)
1986 offenbarten «The Texas Campfire Tapes», mit einem Kassettenrecorder am Kerrville Folk Festival aufgenommen, ihr Songwriter-Talent. 1988 dann das Meisterwerk «Short Sharp Shocked», 1989 das Western-Swing-Album «Captain Swing», 1992 die Roots-Perle «Arkansas Traveler». Seither hat Michelle Shocked, von persönlichen Problemen und Streitigkeiten mit Plattenfirmen geplagt, nur dann und wann ein paar Häppchen Heimarbeit veröffentlicht.
Nachdem sie nach längeren Kämpfen die Rechte an ihren frühen Werken zurückkaufen konnte, gab sie in den letzten zwei Jahren «The Texas Campfire Tapes», «Short Sharp Shocked», «Captain Swing» und «Arakansas Traveler» auf ihrem eigenen Label Mighty Sound neu heraus – in schmucken Kartonböxlis mit umfassendem Booklet und jeweils einer zusätzlichen CD mit weiterem Material: Outtakes, Demos, Live-Aufnahmen usw.
Und jetzt kommt sie mit «Threesome»: eigentlich drei separate Alben in einer ziemlich cheapen Kartonhülle; die drei CDs werden auch einzeln angeboten. Damit, so Shocked, führe sie ihr «American Trilogy»-Konzept von «Short Sharp Shocked»/«Captain Swing»/«Arkansas Traveler» fort – nächstes Jahr soll bereits eine weitere Trilogie folgen. Aufgenommen hat sie die aktuellen Alben im Dezember 2004 und im Januar 2005, vorwiegend im Mad Dog Studio ihres früheren Produzenten Pete Anderson. Kurz zu den drei CDs:
• Michelle Shocked, «Don’t Ask, Don’t Tell» (Mighty Sounds)
Das Rockalbum der Trilogie, produziert von Anderson-Kompagnon Dusty Wakeman. Erreicht in den besten Momenten die Qualität von «Short Sharp Shocked». Mit Doug Pettibone an den Gitarren, Dusty Wakeman an Bass, Skip Edwards an Keyboards und Akkordeon und anderen.
• Michelle Shocked, «Mexican Standoff» (Mighty Sounds)
Das Roots-Album, produziert von Dusty Wakeman, Mark Howard und Steve Berlin (ja: der von den Lobos). Die heute in New Orleans und Los Angeles lebende Musikerin beschäftigt sich hier mit den Klängen ihrer texanischen Heimat. Mit mexikanischen Mariacchi-Trompeten geht es los, eine Texmex-Handorgel folgt, später pulsiert der Texas-Blues. Mit Max Baca (Flaco Jimenez, Los Super Seven) an Baja Sexto, Joel Guzman am Akkordeon, Anne McCue (!), Doug Pettibone und David Kalish an Gitarren, Freddie Washington am Bass, Pete Thomas am Schlagzeug und anderen.
• Michelle Shocked, «Got No Strings» (Mighty Sounds)
Das Western-Swing-, String-Band- und Bluegrassalbum – und das mit Songs aus Disney-Filmen! Etwas schräg, aber schön gemacht. Produziert von Nick Forster von den legendären Hot Rize, der auch Gitarre spielt. Ausserdem mit von Partie sind unter anderen Greg Leisz an Slide-Gitarre, Weisenborn und Lap-steel, Tony Furtado am Banjo und Skip Edwards am Piano.

• Dwight Yoakam, «Blame The Vain» (New West)
[vgl. Posting «Im CD-Wechsler (Woche 27 / 2005)» vom 11.07.2005]
Immer wieder im CD-Player, und je länger je lieber. Einerseits ist das Album, wohl vor allem durch Gitarrist Keith Gattis, frischer als Yoakams Arbeiten der letzten Jahre, auffallend sind vor allem auch ein paar freche und witzige Intros, anderseits ohrwurmt das Album richtig: Titel wie «When I First Came Here», «Three Good Reasons» und das Titelstück «Blame The Vain» setzen sich bald einmal fest im Kopf.

• Robert Gordon, «Satisfied Mind» (Koch)
Seit einem Live-Album Ende der Achtzigerjahre (auf dem unvergessenen französischen Label New Rose) habe ich nichts Neues mehr gehört von Robert Gordon, der in den Siebzigerjahren das Erbe Gene Vincents angetreten hatte. Unvergessen seine Alben mit Gitarristen wie Link Wray, Danny Gatton und Chris Spedding. Und nun ein Alterswerk des inzwischen 58-Jährigen. Älter die Stimme, mehr der Crooner als der Bad Boy von früher. Aber wie er da Klassiker wie «Sweet Nothin’s», «Sea of Heartbreak», «When I Found You» und «These Boots Are Made For Walking» bringt, hat er immer noch das gewisse Etwas, das Besondere, das ihn von beliebigen Interpreten abhebt. Unter den Begleitern der Gitarrist und Link-Wray-Verehrer Eddie Angel (Los Straitjackets), der grosse Nashville-Bassist Dave Roe (Johnny Cash, Iris DeMent, Todd Snider), Pianist/Organist Johnny Neel (ex Allman Brothers) und Steelgitarrist und Fiddler Fats Kaplan.

• Ted Russell Kamp, «NorthSouth» (PoMo)
Er spielt den Bass in der Band von Shooter Jennings (Sohn des legendären Country-Outlaws Waylon Jennings), der unlängst mit seinem starken Debüt «Put the ‹O› Back in Country» Furore machte. Daneben schreibt Ted Russell Kamp aber auch eigene Songs, die er jetzt auf dem eigenen Album «NorthSouth» präsentiert. Seine Musik erinnert teils etwas an kalfornischen Countryrock der Siebzigerjahre, ohne deswegen jedoch altmodisch zu wirken. Vor allem der Einsatz von Hammond-Orgel und anderen Keyboards gibt den Songs einen poppigen Groove.

19.7.05

Sources (1): Online-Händler

Wo sind gute Informationen zu Americana im weitesten Sinn zu finden? Wo erfährt man von Neuerscheinungen von Musikern, die man noch nicht kennt? Von Neuheiten auf kleinen Labels, die vielleicht keinen Vertrieb im deutschsprachigen Raum haben und daher von den hiesigen Medien auch kaum wahrgenommen werden? Von CDs, die von Musikern – vielleicht den Grossen von morgen oder übermorgen – selber herausgegeben werden? Wo gibt es Hintergrundgeschichten, Interviews, Plattenbesprechungen?
Unter dem Titel «Sources» werde ich – in unregelmässigen Abständen – über meine Informationsquellen berichten. Zum Anfang heute zu den Händlern – nur kurz, den vorgestellt habe ich sie bereits im Posting vom 7.7.05 mit dem Titel «Meine Dealer».
• Miles of Music (Link in der Spalte rechts):
Die Website von Miles of Music (MoM) bietet einen guten Überblick über Neuerscheinungen. Die Beschreibungen der Neuerscheinungen sind in der Regel gut und zuverlässig. Automatisch auf dem Laufenden hält einen der wöchentliche Newsletter per E-Mail, der unter anderen folgende Teile enthält «Featured New Releases», «Back In Stock», «New On Vinyl», «New On DVD», «Weekly Top Sellers», «Upcoming Releases» und den Klatschteil «What’s Happening Around The MoM Offices».
Viele zusätzliche Informationen, Interviews usw. bietet das Miles-of-Music-Online-Magazin «momZine».
Zudem hat MoM-Owner Jeff Weiss im Mai dieses Jahres auch einen Blog gestartet.
• Village Records (Link in der Spalte rechts);
Gute Informationen zu Neuerscheinungen bietet auch die Website von Village Records. Inhaber Bill Lavery neigt manchmal etwas zum gar Schwärmerischen, aber er hat ja einen guten Musikgeschmack. Hier gibt es einen monatlichen E-Mail-Newsletter, der den schönen Titel «VillageRecordsCDHuntingGuide» trägt.

15.7.05

Im CD-Wechsler (Woche 28 / 2005)

• Amber Digby, «Music from the Honky Tonks» (Yellow Rose Records)
Das Debütalbum der 23-jährigen Sängerin Amber Digby aus Texas steckt seit Jahresbeginn immer wieder bei mir im CD-Wechsler. Es sind betörende Interpretationen von älteren Songs über Liebe und Liebeskummer, über einsame Nächte und Tanzabende, über Musik und Sehnsüchte. Titel wie «Heart I’m Ashamed of You», «Cowboy Loving Night», «The One You Slip Around With», der alte Loretta-Lynn-Hit «Somebody Somewhere», «Here I Am Again», «It’s So Easy to Forgive Him» – 14 old-fashioned Songs, auf wunderschön altmodische Art dargebracht.
Amber Digby hat eine wunderbare Stimme, die an die junge Loretta Lynn, an eine Patsy Cline oder an Connie Smith erinnert. Begleitet wird sie unter anderen vom genialen texanischen Fiddler Bobby Flores, von ihrem Stiefvater Dicky Overbey an der Steel Guitar, Justin Trevino am Bass und Debra Hurd am Piano.
Die Sängerin stammt aus einer Musikerfamilie: Vater Dennis Digby war zwanzig Jahre lang Bassist von Loretta Lynn, ihre Mutter Dee sang während Jahren Harmony für Connie Smith in der Grand Ole Opry, ihr Stiefvater Dicky Overbey zählt zur Steel-Elite, Country-Grösse Darrell McCall ist ihr Onkel.
Amber Digby hat das Album vorerst selbst herausgegeben, inzwischen hat es der Fiddler Bobby Flores auf seinem Label Yellow Rose Records neu herausgebracht.
Noch in diesem Jahr soll das zweite Album von Amber Digby erscheinen – diesmal auch mit eigenen Songs.

• Les Honky More Tonkies, «Fabled Catbird Seat» (Sumico Records)
Honkytonk der weniger romantischen Art spielt die Band mit dem seltsamen Namen Les Honky More Tonkies aus Nashville. Sie selber finden, sie klängen wie wenn Iron Maiden und John Prine zusammen eine Platte gemacht hätten. Keine schlechte Definition. Da geht es hart rockend zur Sache, gewürzt wird das aber mit Elementen von Country und Bluegrass. Roadhouse-Rock der soliden Sorte, jahrelang erprobt – die Band gibts schon seit acht Jahren.

• Jimmy Ryan, «Gospel Shirt» (Hi-N-Dry)
Gerademal sechs Songs bringt der linkshändige Mandolinist Jimmy Ryan auf seinem zweiten Solowerk, vom rockigen Opener «Breaks My Heart» bis zum altmodisch-akustischen Solo «Hardest Time» am Ende.
Ryan, der wegen dem Mandolinen-Part von Ry Cooder in «Love in Vain» von den Rolling Stones auf sein Instrument kam, ist seit zwanzig Jahren in der Musikszene von Boston aktiv. Er gründete 1987 mit der inzwischen solo erfolgreichen Cheri Knight die Blood Oranges, spielte mit Morphine, Warren Zevon und anderen, bevor er 2002 sein erstes Soloalbum veröffentlichte.

• The Resentments, «Switcheroo» (Freedom Records)
Als «the Best Bar Band in America» wurden The Resentments schon bezeichnet. Für Austin, Texas ist dieses Bar-Projekt – die befreundeten Musiker traten wöchentlich zusammen im Saxon Pub auf – schon eine Art Supergruppe: Stephen Bruton, Jon Dee Graham und «Scrappy» Jud Newcomb sind alte Hasen und «auf eigene Rechnung» längst erfolgreich; unterstützt werden sie durch den Bassisten Bruce Hughes und Drummer Jon Chipman. Nachdem eine Live-CD aus dem Saxon Pub gut angekommen war, gingen die Resentsments auch zusammen ins Studio. «Switcheroo» ist nun schon das zweite Studioalbum, auf dem jeder der drei «Stars» in den Vordergrund tritt. Angenehm unaufgeregt und laid back.

• Hayes Carll, «Little Rock» (Highway 87 Music)
Mit Legenden wie Townes Van Zandt und Guy Clark wird der junge Singer-Songwriter Hayes Carll aus Texas schon verglichen. Sein zweites Album, das er in Nashville mit R. S. Field aufgenommen hat, ist tatsächlich sehr überzeugend. Carll schlägt dabei auch ganz schön rockige Klänge an. Steht schon auf meiner Auswahlliste für die besten Platten des Jahres.

• Kate Maki, «The Sun Will Find Us» (self-released)
Eine schöne, warme Stimme: Kate Maki aus Kanada verschmelzt auf ihrem zweiten Album Folk, Country, Rock harmonisch. Manchmal weht ein feiner Hauch von Fröhlichkeit durch einen Song, der aber im nächsten wieder von Melancholie eingeholt wird. Unspektakulär, aber schön

11.7.05

Im CD-Wechsler (Woche 27 / 2005)

• Dwight Yoakam, «Blame the Vain» (New West)
Dwight Yoakam ohne Pete Anderson? Ich konnte mir das gar nicht vorstellen. Während rund zwanzig Jahren hat Anderson als Produzent und Lead-Gitarrist Wesentliches zu Yoakams Sound beigetragen. Was immer die Gründe für die «Scheidung»– nicht einmal in der I-would-like-to-thank-you-to-Liste taucht Pete Andersons Name noch auf – sein mögen, geschadet hat sie dem neuen Album nicht. Aus den Jahren mit Anderson sind nur noch Bassist Taras Prodaniuk (der inzwischen für Lucinda Williams tätig ist) und Keyboarder/Pedal Steel-Gitarrist Skip Edwards mit von der Partie.
Der neue Lead-Gitarrist Keith Gattis, selber ein vorzüglicher Singer-Songwriter (sehr empfehlenswert: «Big City Blues»), steht dem alten Gitarrero in nichts nach.
«Blame The Vain» klingt erfreulich frisch und zeigt Dwight Yoakam in jeder Beziehung in grosser Form. Für mich zählt dieses Album zu Yoakams besten; es ist voller Ohrwürmer, und dazwischen geht es ganz schön rockig ab.

• Dao Strom, «Send Me Home» (self released)
Bluesige Melancholie und zarte Folk-Country-Töne in der Art einer Gillian Welch prägen das Debütalbum der Schriftstellerin Dao Strom: akustische Gitarre, Banjo, Mandoline, Stehbass, Dobro... Als musikalische Einflüsse nennt die gebürtige Vietnamesin Hazel Dickens, Loretta Lynn, Emmylou Harris, aber auch Gillian Welch, Freakwater und Bonnie Prince Billy. Auf «Send Me Home» präsentiert sie neun eigene Songs, dazu den Traditional «I Am a Poor Wayfaring Stranger».
Dao Strom ist 1973 in Saigon geboren und kam als Kleinkind mit ihrer Mutter, die 1975 aus Vietnam floh, nach Kalifornien. Inzwischen lebt sie in Austin, Texas. Ihr Romandebüt «Grass Roof, Tin Roof» erschien 2003, ihr zweites Buch «The Gentle Order of Boys and Girls» ist für 2006 angekündigt.

• Sarah Borges, «Silver City» (Blue Corn Music)
«Hank Williams songs and punk rock songs are really the same thing», sagt Sarah Borges, die am Berklee College of Music in Boston studierte. Und diesen Bogen schlägt denn auch ihr starkes Debütalbum «Silver City». Diese junge Musikerin gehört für mich in die Liga einer Lucinda Williams. Wetten, wir werden von Sarah Borges noch viel hören.

• Taj Mahal, «Mkutano» (Tradition & Moderne)
Betörend schön ist Taj Mahals Kollaboration mit dem Culture Musical Club of Zanzibar. Steckt seit über zwei Monaten immer wieder in meinem CD-Wechsler. Dieses Afro-Blues-Album hat die Klasse von «Talking Timbuktu» von Ry Cooder/Ali Farka Toure. Und das will etwas heissen – schliesslich ist Ryland Gott.

• Robert Earl Keen, «What I Really Mean» (Koch)
«Then there was the time I saw the great Hank Williams
singing on stage in Philadelphia, Pennsylvania
and he was all dressed up in drag
from his rose red lips to his rhinestoned hips
he belted out song after song
as he drank from a brown paper bag
and the songs he sang of love and pain
so pure perfect reflections of human imperfections
it damn near choked me up
but the rest of the show
was kind of slow
then someone woke me up»
Robert Earl Keen, «The Great Hank» (Onion One Publishing/BMI)

• Heavy Trash, «Heavy Trash» (Yep Roc)
Mit Jon Spencer’s Blues Explosion (auf dem Label Fat Possum) bin ich nie richtig warm geworden. Sein Rockabilly-Projekt Heavy Trash, zusammen mit Matt Verta-Ray, macht mir jedoch viel Spass. Viele scharfe Gitarren. Von rauem Psychobilly bis zur Schnulze. Schräg, witzig, laut. Highway-Soundtrack: Lautstärke raufdrehen, Gaspedal runterdrücken.

7.7.05

Meine Dealer

«Support your local dealer» stand in den Achtzigerjahren auf einem Sticker an der Stossstange meines Autos. Beim Musikkaufen ist das schwierig geworden. Die meisten der kleinen, von den Inhabern geführten Läden, in denen ich einkaufte, konnten leider schon vor dem Aufkommen des Online-Handels gegen die grossen Ketten nicht mehr bestehen. Es waren sympathische Läden, die höchst kompetent geführt waren – zumindest aus musikalischer Sicht, vielleicht nach buchhalterischen Kriterien weniger. Upstairs in Zürich zum Beispiel, und Be-bop in Bern.

Inzwischen hat das Internet das Musikkaufen massiv vereinfacht. Seit das e-Business läuft, ist es möglich geworden, fast jede CD, die man sucht, irgendwo aufzutreiben. Ich kaufe heute praktisch alle CDs online in den USA ein. Natürlich könnte man praktisch alles bei Amazon besorgen – doch wie ich früher die kleinen, spezialisierten Läden einer unpersönlichen Filiale vorzog, so kaufe ich auch online bei kleineren, engagierten Händlern ein, denen wichtig ist, welche Musik sie verkaufen (Links in der Spalte rechts). Und die gute Informationen liefern. Meine wichtigsten Lieferanten sind Miles of Music und Village Records.

• Miles of Music
in North Hollywood, California wird vom Paar Jeff Weiss und Corrie Gregory geführt. Entstanden ist der Shop sozusagen im Gefolge des Magazins No Depression. Die praktische Website liefert gute und im allgemeinen sehr zuverlässige Informationen zu den Platten. Es werden immer auch von Musikern «self-released» CDs ins Sortiment aufgenommen. Ein wöchentlicher E-Mail-Newsletter informiert über Neuerscheinungen und bringt auch Klatsch aus dem MoM-Office.

• Village Records
in Shawnee Mission, Kansas wird von Bill Lavery geführt. Sein Motto ist: «The modern convenience of secure on-line shopping with the old fashioned courtesy and knowledge of your neighborhood store.» Auch Village Records hat viele «self-released» und andere schwierig zu findende CDs im Angebot. Ein monatlicher «Mailer» informiert über die Neuerscheinungen, die Bill mit sympathischem Enthusiasmus anpreist.


Zwei weitere, regional bezogene Online-Shops, bei denen ich einkaufe:

• Texas Music Round-Up
in Austin, Texas führt vor allem aber nicht nur Musik aus Texas von Independent Labels oder den Künstlern direkt. Ab 5 CDs pro Kauf kostet eine CD statt 15 oder 16 nur noch 10 oder 11 Dollar.

• Louisiana Music Factory
in New Orleans, Louisiana hat den Ehrgeiz, alles liefern zu können, was in Louisiana an Tonträgern herausgegeben wird. Vor allem für Cajun und Zydeco eine gute Quelle.


Viele unabhängige Plattenlabels verkaufen ihre CDs (und Merchandising-Artikel wie T-Shirts, Caps usw.) auch direkt. So zum Beispiel Pete Andersons Little Dog Records in Burbank, California, das Blues-Label Fat Possum Records in Oxford, Mississippi oder Bobby Flores’ Yellow Rose Records in Blanco, Texas. Zum Teil vertreiben auch einzelne Künstler ihre CDs selber über ihre eigene Website.

Der Einkauf in den USA lohnt sich übrigens auch von den Preisen her. Normale CDs kosten zwischen 10 und 20 Dollar, also etwa 13 bis 25 Franken. Die Versandkosten sind in der Regel nicht sehr hoch. Miles of Music, wo die meisten amerikanischen CDs zwischen 12 und 16 Dollar kosten, verrechnet für einen Umschlag mit 8 CDs nach Europa 8 Dollar. Hier greift dann das Zollpostamt oft noch rund 20 Franken ab; manchmal gehen die Sendungen aber auch ohne Mehrwertsteuerforderung durch. Alles zusammen bezahlt man pro CD in der Regel kaum mehr als 20 bis 25 Franken, oft sogar noch erheblich weniger.

5.7.05

Lieblingsplatten 2004

2004 ist zwar längst Geschichte, aber statt hier langatmig zu erklären, um welche Art Musik es in diesem Blog gehen soll und wird, hier meine Lieblingsalben vom letzten Jahr.

Die Top 10 (alfabetisch):
• C.C. Adcock, Lafayette Marquis
• The Blasters, 4-11-44
• Bobby Charles, Last Train to Memphis
• Elizabeth Cook, This Side Of The Moon
• Drive-By Truckers, Dirty South
• Joe Fournier, Whiskey Stars
• Tom Gillam, Shake My Hand
• Loretta Lynn, Van Lear Rose
• Davis Raines, Parts Unknown
• Todd Snider, East Nashville Skyline

knapp gefolgt von:
• The BoDeans, Resolution
• Neko Case, The Tigers Have Spoken
• Iris DeMent, Lifeline
• Beaver Nelson, Motion
• Amy Farris, Anyway
• The Gourds, Blood Of The Ram
• Mark McKay, Shimmer
• Magnolia Sisters, Après Faire Le Boogie Woogie
• Gurf Morlix, Cut 'n' Shoot
• Tony Joe White, The Heroines