25.7.05

Im CD-Wechsler (Woche 29 / 2005)

• Michelle Shocked, «Threesome» (Mighty Sounds)
1986 offenbarten «The Texas Campfire Tapes», mit einem Kassettenrecorder am Kerrville Folk Festival aufgenommen, ihr Songwriter-Talent. 1988 dann das Meisterwerk «Short Sharp Shocked», 1989 das Western-Swing-Album «Captain Swing», 1992 die Roots-Perle «Arkansas Traveler». Seither hat Michelle Shocked, von persönlichen Problemen und Streitigkeiten mit Plattenfirmen geplagt, nur dann und wann ein paar Häppchen Heimarbeit veröffentlicht.
Nachdem sie nach längeren Kämpfen die Rechte an ihren frühen Werken zurückkaufen konnte, gab sie in den letzten zwei Jahren «The Texas Campfire Tapes», «Short Sharp Shocked», «Captain Swing» und «Arakansas Traveler» auf ihrem eigenen Label Mighty Sound neu heraus – in schmucken Kartonböxlis mit umfassendem Booklet und jeweils einer zusätzlichen CD mit weiterem Material: Outtakes, Demos, Live-Aufnahmen usw.
Und jetzt kommt sie mit «Threesome»: eigentlich drei separate Alben in einer ziemlich cheapen Kartonhülle; die drei CDs werden auch einzeln angeboten. Damit, so Shocked, führe sie ihr «American Trilogy»-Konzept von «Short Sharp Shocked»/«Captain Swing»/«Arkansas Traveler» fort – nächstes Jahr soll bereits eine weitere Trilogie folgen. Aufgenommen hat sie die aktuellen Alben im Dezember 2004 und im Januar 2005, vorwiegend im Mad Dog Studio ihres früheren Produzenten Pete Anderson. Kurz zu den drei CDs:
• Michelle Shocked, «Don’t Ask, Don’t Tell» (Mighty Sounds)
Das Rockalbum der Trilogie, produziert von Anderson-Kompagnon Dusty Wakeman. Erreicht in den besten Momenten die Qualität von «Short Sharp Shocked». Mit Doug Pettibone an den Gitarren, Dusty Wakeman an Bass, Skip Edwards an Keyboards und Akkordeon und anderen.
• Michelle Shocked, «Mexican Standoff» (Mighty Sounds)
Das Roots-Album, produziert von Dusty Wakeman, Mark Howard und Steve Berlin (ja: der von den Lobos). Die heute in New Orleans und Los Angeles lebende Musikerin beschäftigt sich hier mit den Klängen ihrer texanischen Heimat. Mit mexikanischen Mariacchi-Trompeten geht es los, eine Texmex-Handorgel folgt, später pulsiert der Texas-Blues. Mit Max Baca (Flaco Jimenez, Los Super Seven) an Baja Sexto, Joel Guzman am Akkordeon, Anne McCue (!), Doug Pettibone und David Kalish an Gitarren, Freddie Washington am Bass, Pete Thomas am Schlagzeug und anderen.
• Michelle Shocked, «Got No Strings» (Mighty Sounds)
Das Western-Swing-, String-Band- und Bluegrassalbum – und das mit Songs aus Disney-Filmen! Etwas schräg, aber schön gemacht. Produziert von Nick Forster von den legendären Hot Rize, der auch Gitarre spielt. Ausserdem mit von Partie sind unter anderen Greg Leisz an Slide-Gitarre, Weisenborn und Lap-steel, Tony Furtado am Banjo und Skip Edwards am Piano.

• Dwight Yoakam, «Blame The Vain» (New West)
[vgl. Posting «Im CD-Wechsler (Woche 27 / 2005)» vom 11.07.2005]
Immer wieder im CD-Player, und je länger je lieber. Einerseits ist das Album, wohl vor allem durch Gitarrist Keith Gattis, frischer als Yoakams Arbeiten der letzten Jahre, auffallend sind vor allem auch ein paar freche und witzige Intros, anderseits ohrwurmt das Album richtig: Titel wie «When I First Came Here», «Three Good Reasons» und das Titelstück «Blame The Vain» setzen sich bald einmal fest im Kopf.

• Robert Gordon, «Satisfied Mind» (Koch)
Seit einem Live-Album Ende der Achtzigerjahre (auf dem unvergessenen französischen Label New Rose) habe ich nichts Neues mehr gehört von Robert Gordon, der in den Siebzigerjahren das Erbe Gene Vincents angetreten hatte. Unvergessen seine Alben mit Gitarristen wie Link Wray, Danny Gatton und Chris Spedding. Und nun ein Alterswerk des inzwischen 58-Jährigen. Älter die Stimme, mehr der Crooner als der Bad Boy von früher. Aber wie er da Klassiker wie «Sweet Nothin’s», «Sea of Heartbreak», «When I Found You» und «These Boots Are Made For Walking» bringt, hat er immer noch das gewisse Etwas, das Besondere, das ihn von beliebigen Interpreten abhebt. Unter den Begleitern der Gitarrist und Link-Wray-Verehrer Eddie Angel (Los Straitjackets), der grosse Nashville-Bassist Dave Roe (Johnny Cash, Iris DeMent, Todd Snider), Pianist/Organist Johnny Neel (ex Allman Brothers) und Steelgitarrist und Fiddler Fats Kaplan.

• Ted Russell Kamp, «NorthSouth» (PoMo)
Er spielt den Bass in der Band von Shooter Jennings (Sohn des legendären Country-Outlaws Waylon Jennings), der unlängst mit seinem starken Debüt «Put the ‹O› Back in Country» Furore machte. Daneben schreibt Ted Russell Kamp aber auch eigene Songs, die er jetzt auf dem eigenen Album «NorthSouth» präsentiert. Seine Musik erinnert teils etwas an kalfornischen Countryrock der Siebzigerjahre, ohne deswegen jedoch altmodisch zu wirken. Vor allem der Einsatz von Hammond-Orgel und anderen Keyboards gibt den Songs einen poppigen Groove.

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