8.8.14

Hollis Brown – Gets Loaded

(Alive Natural Sound Records)

***


Warum soll ein Musiker oder eine Band ein altes Album von jemand anderem komplett neu einspielen? Es ist ja durchaus so, dass ich interessante Cover-Versionen von Songs, die ich mag, sehr schätze. Vor allem, wenn Künstler aus dem Americana-Bereich alte Rocknummern neu interpretieren, kommen oft gute Sachen heraus, erwähnt seien etwa Led Zeppelins «Whole Lotta Love» in der starken akustischen Version der Band Reckless Kelly oder die schöne Country-Folk-Version der Okra All Stars des Prince-Hits «Purple Rain». Willy DeVilles betörende Mariachi-Version von Jimi Hendrix’ «Hey Joe» und der Ramones-Titel «I Wanna Be Sedated» von den Texas-Honkytonkern Two Tons of Steel gehören sogar zu meinen Lieblings- aufnahmen. Aber ein ganzes Album? Shannon McNally wollte das mit dem legendären, «selbstbetitelten» Debütalbum von Bobby Charles (1972) machen, aber der Meister himself konnte sie davon überzeugen, dass es besser wäre, auch einige spätere seiner Songs dazuzunehmen (was sie dann auch tat; des Resultat «Small Town Talk» [2013] erlebte Bobby Charles dann leider nicht mehr).
Nun aber zum Album, um das es hier geht: Hollis Brown, eine junge Roots-Rock-Band aus dem New Yorker Stadtteil Queens, hat als zweites Album alle zehn Songs des letzten Velvet-Underground-Albums «Loaded» (1970) aufgenommen. «Loaded» war in den 1970ern mein liebstes VU-Album; das mag einerseits daran gelegen haben, dass ich bei den früheren Alben noch etwas (zu) jung dafür war (ich war 16, als «Loaded» herauskam), anderseits mag ich es auch beim Wiederhören noch am meisten – vielleicht weil da erstmals Andy Warhol nicht mehr daran herum- gefummelt hat und es eigentlich eher das erste Album von Lou Reed war, der alle zehn Songs geschrieben hatte.
Hollis Brown haben diese Songs, die auf ihrem Album exakt in der umgekehrten Reihenfolge angeordnet sind, an zwei Tagen im Dezember 2013 sehr schön und stimmungsvoll mit einem eigenen Ton eingespielt. Aber eben: der eine oder andere Song hätte eigentlich genügt. Das ganze Album muss es wirklich nicht sein.


Keine Kommentare: