23.12.10

Playlist November/Dezember 2010

****1/2
Yvette Landry, Should Have Known (self-released)
Sie musiziert mit der Cajun-Combo Bonsoir Catin (bass, voc; siehe weiter unten) und mit den Lafayette Rhythm Devils (accordion, bass). Jetzt hat Yvette Landry aus Breaux Bridge, Louisiana, dazu auch noch ihr erstes Soloalbum veröffentlicht, und da spielt sie akustische Gitarre. Es ist keine Cajun-Platte, sondern ein waschechtes Countryalbum, kräftig gewürzt mit Blues, Rock ’n’ Roll, Bluegrass und auch ein bisschen Cajun, mit 16 eigenen Songs über gebrochene Herzen, lange Nächte in Bars und die Suche nach der Wahrheit auf dem Boden der Flasche. Ganz tolle Fiddle (Betse Ellis) und schöne Steel-Gitarre (Richard Comeaux). Für mich eine der – wenigen – Entdeckungen des Jahres.

****
Bonsoir Catin, Vive l’Amour (Valcour)
Tradtionelle und neuere Cajun-Songs, tradtionsbewusst aber nicht altmodisch interpretiert. Vier Frauen wechseln sich im Lead-Gesang ab: Christine Balfa-Powell (guitar), die Tochter von Cajun-Legende Dewey Balfa (The Balfa Brothers) und bekannt mit ihrer Band Balfa Toujours, Yvette Landry (bass; siehe oben), Anya Burgess (fiddle), die auch bei den Magnolia Sisters spielt, und Kristi Guillory (accordion), die mit Yvette Landry auch bei den Lafayette Rhythm Devils aktiv ist. Wunderschön melancholisch.

Martí Brom, Not For Nothin’
(Goofin/Ripsaw)
Einmal mehr 1A-Rockabilly und Honkytonk der tollen Sängerin aus
St. Louis, Missouri, die über Südlouisiana und Austin, Texas, in den Nordosten der USA gezogen ist. Gitarrenlegende Bill Kirchen spielt auf zwei Tracks mit.

Whitey Morgan and The 78’s
(Bloodshot)
Country mit einer rockigen Note im Stil der 1970er und 1980er, der an Legenden wie Waylon Jenning und Bobby Bare erinnert, spielt diese Band aus Michigan. Vorwiegend eigene Songs. Und eine starke Version von Johnny Paychecks „Meanest Jukebox In Town“. Der Soundtrack für lange Nächte in lauten Bars.

Toni Price, Cherry Sunday Orchestra (self-released)
Die stilsichere Singer/Sonwriterin aus Austin, Texas, swingt elegant auf diesem Album mit lauter Coverversionen – manche von Anfang des letzten Jahrhunderts, etwa von Trixie Smith, Ida Cox und Camille Howard, andere neueren Datums etwa von Walter Hyatt und Gwil Owen.

***1/2
Count Gabba, Country Noir (Goldon)
Es ist lange her, seit ich hier mal eine Schweizer Produktion empfohlen habe, sehr lange. Das liegt auch daran, dass ich die hiesige Szene kaum verfolge. Durch einen Zufall gelangte nun aber das neue Album des Innerschweizers Count Gabba (ex Meyer) in meinen CD-Player. Und, hey, das ist ja gar nicht schlecht! Für einen alten Hillbilly wie mich vielleicht manchmal etwas zu angestrengt alternativ, aber insgesamt ganz gut. Der Albumtitel ist Programm: Gabba ist eher auf der düsteren, melancholischen Seite zu Hause.

The Fabulous Ginn Sisters, You Can’t Take
A Bad Girl Home
(Lonesome Day)
Die Schwestern Tiffani und Brit Ginn aus Texas spielen erdigen Americana-Rock mit Anleihen aus Folk und Country. Produziert von Singer/Songwriter Fred Eaglesmith.

Raul Malo, Sinners & Saints
(Fantasy)
Der ehemalige Frontmann der Mavericks aus Florida war in den letzten Jahren drauf und dran, sich als Nachfolger eines Roy Orbison zu profilieren. Auf dem neuen Album wendet er sich jetzt dem TexMex-Sound zu. Dafür holte er sich Unterstützung aus Texas, etwa von Augie Meyers (organ), Ernie Durawa (drums) und Bobby Flores (pedal steel).

Les Sampou, Lonesomeville
(self-released)
Die Sängerin/Songschreiberin/Gitarristin aus Boston gibt auch ihrem fünften Album einen kräftigen Bluesrock-Touch.

The Secret Sisters (Universal Republic)
Wenn T Bone Burnett irgendwo die Finger drin hat, kann man sich darauf verlassen, dass es Stil und Qualität hat. Manchmal ist es auch etwas fromm. So auch bei den Secret Sisters Laura und Lydia Rogers: Zwei wunderschöne Stimmen singen Klassiker von Hank Williams, Buck Owens und anderen sowie den einen oder anderen eigenen Song. Und eine hübsche Version von „Something Stupid“.

Bruce Springsteen, The Promise
(Columbia)
Diese Sammlung von 21 „überzähligen“ Tracks von den Sessions, die zum Album „Darkness In The Edge Of Town“ (1978) führten, zeigt, wie stringent dieser Klassiker konzipiert war. Hier gibt es nicht nur sehr schöne Songs erstmals zu hören, sondern auch Hits, die er anderen überlassen hatte („Because The Night“: Patti Smith; „Fire“: The Pointer Sisters) in seinen eigenen ursprünglichen Fassungen. Für Fans ein Muss.

***
Elizabeth McQueen The Laziest Girl In Town (Freedom)
Früher empfand ich ihren Chefsekretärinnen-Look immer als witzigen Kontrast zu ihrer frechen Musik. Auf dem neuen Album der Singer/Songwriterin aus Austin, Texas, passt ihr Styling plötzlich zur Musik. Verändert hat sich aber nicht das Styling. Sie versucht sich – mit eigenen Songs und dem Titelstück von Cole Porter – an swingenden Klängen. Nicht so überzeugend wie Toni Price (siehe oben).

Kimmie Rhodes, Miracles On Christmas Day
(Sunbird)
Von Künstlern, die ich toll finde, kaufe ich – als bekenennder Weihnachtsmuffel – sogar ein Weihnachtsalbum. Ein Album von Kimmie Rhodes („Angels Get The Blues“, 1989) stand lange auf meiner Einsame-Insel-Liste. Ihr Weihnachtsalbum ist nett.

Stan Ridgway, Neon Mirage
(A440)
Ein Fossil taucht wieder auf: Stan Ridgway, der als Frontmann von Wall of Voodoo bekannt geworden war. Er tönt immer noch wie auf seiner Solo-Hit-Single „Camouflage“ (1986).

Darden Smith, Marathon
(self-released)
Auf seinem Debüt 1986 sangen Lyle Lovett und Nanci Griffith Harmonien. Ende der 1980er Jahre begeisterte er am Singer/Songwriter-Festival Frutigen mit seinem „accoustic rock ’n’ roll“. Sein neustes, ungefähr zwölftes Album ist etwas düster und wenig zugänglich ausgefallen.

Keine Kommentare: