15.7.05

Im CD-Wechsler (Woche 28 / 2005)

• Amber Digby, «Music from the Honky Tonks» (Yellow Rose Records)
Das Debütalbum der 23-jährigen Sängerin Amber Digby aus Texas steckt seit Jahresbeginn immer wieder bei mir im CD-Wechsler. Es sind betörende Interpretationen von älteren Songs über Liebe und Liebeskummer, über einsame Nächte und Tanzabende, über Musik und Sehnsüchte. Titel wie «Heart I’m Ashamed of You», «Cowboy Loving Night», «The One You Slip Around With», der alte Loretta-Lynn-Hit «Somebody Somewhere», «Here I Am Again», «It’s So Easy to Forgive Him» – 14 old-fashioned Songs, auf wunderschön altmodische Art dargebracht.
Amber Digby hat eine wunderbare Stimme, die an die junge Loretta Lynn, an eine Patsy Cline oder an Connie Smith erinnert. Begleitet wird sie unter anderen vom genialen texanischen Fiddler Bobby Flores, von ihrem Stiefvater Dicky Overbey an der Steel Guitar, Justin Trevino am Bass und Debra Hurd am Piano.
Die Sängerin stammt aus einer Musikerfamilie: Vater Dennis Digby war zwanzig Jahre lang Bassist von Loretta Lynn, ihre Mutter Dee sang während Jahren Harmony für Connie Smith in der Grand Ole Opry, ihr Stiefvater Dicky Overbey zählt zur Steel-Elite, Country-Grösse Darrell McCall ist ihr Onkel.
Amber Digby hat das Album vorerst selbst herausgegeben, inzwischen hat es der Fiddler Bobby Flores auf seinem Label Yellow Rose Records neu herausgebracht.
Noch in diesem Jahr soll das zweite Album von Amber Digby erscheinen – diesmal auch mit eigenen Songs.

• Les Honky More Tonkies, «Fabled Catbird Seat» (Sumico Records)
Honkytonk der weniger romantischen Art spielt die Band mit dem seltsamen Namen Les Honky More Tonkies aus Nashville. Sie selber finden, sie klängen wie wenn Iron Maiden und John Prine zusammen eine Platte gemacht hätten. Keine schlechte Definition. Da geht es hart rockend zur Sache, gewürzt wird das aber mit Elementen von Country und Bluegrass. Roadhouse-Rock der soliden Sorte, jahrelang erprobt – die Band gibts schon seit acht Jahren.

• Jimmy Ryan, «Gospel Shirt» (Hi-N-Dry)
Gerademal sechs Songs bringt der linkshändige Mandolinist Jimmy Ryan auf seinem zweiten Solowerk, vom rockigen Opener «Breaks My Heart» bis zum altmodisch-akustischen Solo «Hardest Time» am Ende.
Ryan, der wegen dem Mandolinen-Part von Ry Cooder in «Love in Vain» von den Rolling Stones auf sein Instrument kam, ist seit zwanzig Jahren in der Musikszene von Boston aktiv. Er gründete 1987 mit der inzwischen solo erfolgreichen Cheri Knight die Blood Oranges, spielte mit Morphine, Warren Zevon und anderen, bevor er 2002 sein erstes Soloalbum veröffentlichte.

• The Resentments, «Switcheroo» (Freedom Records)
Als «the Best Bar Band in America» wurden The Resentments schon bezeichnet. Für Austin, Texas ist dieses Bar-Projekt – die befreundeten Musiker traten wöchentlich zusammen im Saxon Pub auf – schon eine Art Supergruppe: Stephen Bruton, Jon Dee Graham und «Scrappy» Jud Newcomb sind alte Hasen und «auf eigene Rechnung» längst erfolgreich; unterstützt werden sie durch den Bassisten Bruce Hughes und Drummer Jon Chipman. Nachdem eine Live-CD aus dem Saxon Pub gut angekommen war, gingen die Resentsments auch zusammen ins Studio. «Switcheroo» ist nun schon das zweite Studioalbum, auf dem jeder der drei «Stars» in den Vordergrund tritt. Angenehm unaufgeregt und laid back.

• Hayes Carll, «Little Rock» (Highway 87 Music)
Mit Legenden wie Townes Van Zandt und Guy Clark wird der junge Singer-Songwriter Hayes Carll aus Texas schon verglichen. Sein zweites Album, das er in Nashville mit R. S. Field aufgenommen hat, ist tatsächlich sehr überzeugend. Carll schlägt dabei auch ganz schön rockige Klänge an. Steht schon auf meiner Auswahlliste für die besten Platten des Jahres.

• Kate Maki, «The Sun Will Find Us» (self-released)
Eine schöne, warme Stimme: Kate Maki aus Kanada verschmelzt auf ihrem zweiten Album Folk, Country, Rock harmonisch. Manchmal weht ein feiner Hauch von Fröhlichkeit durch einen Song, der aber im nächsten wieder von Melancholie eingeholt wird. Unspektakulär, aber schön

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