11.7.05

Im CD-Wechsler (Woche 27 / 2005)

• Dwight Yoakam, «Blame the Vain» (New West)
Dwight Yoakam ohne Pete Anderson? Ich konnte mir das gar nicht vorstellen. Während rund zwanzig Jahren hat Anderson als Produzent und Lead-Gitarrist Wesentliches zu Yoakams Sound beigetragen. Was immer die Gründe für die «Scheidung»– nicht einmal in der I-would-like-to-thank-you-to-Liste taucht Pete Andersons Name noch auf – sein mögen, geschadet hat sie dem neuen Album nicht. Aus den Jahren mit Anderson sind nur noch Bassist Taras Prodaniuk (der inzwischen für Lucinda Williams tätig ist) und Keyboarder/Pedal Steel-Gitarrist Skip Edwards mit von der Partie.
Der neue Lead-Gitarrist Keith Gattis, selber ein vorzüglicher Singer-Songwriter (sehr empfehlenswert: «Big City Blues»), steht dem alten Gitarrero in nichts nach.
«Blame The Vain» klingt erfreulich frisch und zeigt Dwight Yoakam in jeder Beziehung in grosser Form. Für mich zählt dieses Album zu Yoakams besten; es ist voller Ohrwürmer, und dazwischen geht es ganz schön rockig ab.

• Dao Strom, «Send Me Home» (self released)
Bluesige Melancholie und zarte Folk-Country-Töne in der Art einer Gillian Welch prägen das Debütalbum der Schriftstellerin Dao Strom: akustische Gitarre, Banjo, Mandoline, Stehbass, Dobro... Als musikalische Einflüsse nennt die gebürtige Vietnamesin Hazel Dickens, Loretta Lynn, Emmylou Harris, aber auch Gillian Welch, Freakwater und Bonnie Prince Billy. Auf «Send Me Home» präsentiert sie neun eigene Songs, dazu den Traditional «I Am a Poor Wayfaring Stranger».
Dao Strom ist 1973 in Saigon geboren und kam als Kleinkind mit ihrer Mutter, die 1975 aus Vietnam floh, nach Kalifornien. Inzwischen lebt sie in Austin, Texas. Ihr Romandebüt «Grass Roof, Tin Roof» erschien 2003, ihr zweites Buch «The Gentle Order of Boys and Girls» ist für 2006 angekündigt.

• Sarah Borges, «Silver City» (Blue Corn Music)
«Hank Williams songs and punk rock songs are really the same thing», sagt Sarah Borges, die am Berklee College of Music in Boston studierte. Und diesen Bogen schlägt denn auch ihr starkes Debütalbum «Silver City». Diese junge Musikerin gehört für mich in die Liga einer Lucinda Williams. Wetten, wir werden von Sarah Borges noch viel hören.

• Taj Mahal, «Mkutano» (Tradition & Moderne)
Betörend schön ist Taj Mahals Kollaboration mit dem Culture Musical Club of Zanzibar. Steckt seit über zwei Monaten immer wieder in meinem CD-Wechsler. Dieses Afro-Blues-Album hat die Klasse von «Talking Timbuktu» von Ry Cooder/Ali Farka Toure. Und das will etwas heissen – schliesslich ist Ryland Gott.

• Robert Earl Keen, «What I Really Mean» (Koch)
«Then there was the time I saw the great Hank Williams
singing on stage in Philadelphia, Pennsylvania
and he was all dressed up in drag
from his rose red lips to his rhinestoned hips
he belted out song after song
as he drank from a brown paper bag
and the songs he sang of love and pain
so pure perfect reflections of human imperfections
it damn near choked me up
but the rest of the show
was kind of slow
then someone woke me up»
Robert Earl Keen, «The Great Hank» (Onion One Publishing/BMI)

• Heavy Trash, «Heavy Trash» (Yep Roc)
Mit Jon Spencer’s Blues Explosion (auf dem Label Fat Possum) bin ich nie richtig warm geworden. Sein Rockabilly-Projekt Heavy Trash, zusammen mit Matt Verta-Ray, macht mir jedoch viel Spass. Viele scharfe Gitarren. Von rauem Psychobilly bis zur Schnulze. Schräg, witzig, laut. Highway-Soundtrack: Lautstärke raufdrehen, Gaspedal runterdrücken.

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