2.9.05

Im CD-Wechsler (Woche 34/35 / 2005)

***** – Lucinda Williams, «Live @ The Fillmore», 2 CDs (Lost Highway)
Ein phantastisches Livealbum! Monatelang ist die Doppel-CD bei mir herum gelegen, bis ich sie endlich mal in den Player schob. Und dann so ein Hammer! Intensiv, ohne Mätzchen. Lucinda Williams’ Band mit Musikern aus dem Umfeld von Dwight Yoakam und Pete Anderson ist traumhauft gut: Gitarrist Doug Pettibone setzt zwar Akzente, aber zurückhaltend, ganz im Sinne der Songs und im Dienste der Chefin. Bassist Taras Prodaniuk und Drummer Jim Christie legen den grösstenteils eher getragenen Rhythmusteppich unaufdringlich und gefühlvoll aus. Und Lucinda Williams haucht und hechelt, stöhnt und schreit, grummelt und greint – einfach perfekt. Manche ihrer Songs – das Programm umfasst Titel aus den letzten rund zwanzig Jahren – haben noch nie so gut geklungen.

****1/2 – BoDeans, «Hombrewed. Live from the Pabst», 2 CDs (Back Porch)
Die BoDeans aus Waukesha, Wisconsin, waren mit ihrem Debüt Mitte der Achtzigerjahre aus dem Stand eine meiner Lieblingsbands geworden. « Love & Hope & Sex & Dreams» war ihr erstes Album, produziert von T-Bone Burnett. Und ich kaufte damals alles, wo drauf stand «produced by T-Bone Burnett» (auch wenn J. Henry «T-Bone» Burnett Bob Dylan dazu gebracht hatte, Katholik zu werden).
Zum zwanzigjährigen Bestehen der Band haben die BoDeans am 31. Dezember 2004 im Pabst Theatre in Milwaukee ein mitreissendes Konzert gespielt, das es jetzt auf einer Doppel-CD gibt. Kurt Neumann und Sammy Llanas, die beiden Songwriter, Sänger und Gitarristen der Band, sowie Bassist Bob Griffin, der auch schon seit den Anfängen dabei ist, werden ergänzt durch den versierten und gefühlvollen Drummer Kenny Aronoff (der u.v.a. John Mellencamp begleitete) und den jungen Keyboarder/Akkordeonisten Bukka Allen (der Sohn eines meiner Helden: Terry Allen).
Es muss ein tolles Konzert gewesen sein. Auf den CDs jedenfalls hört sich der melodiös-melancholische Rock ’n’ Roll von Neumann und Llanas wunderbar an, und selbst Songs von ihrem allerersten Album wie «She’s a Runaway» und «Fadeaway» klingen ganz schön frisch und zeitgemäss.

**** – Robyn Ludwick, «For So Long» (Late Show Records)
Robyn Ludwick ist die kleine Schwester der texanischen Singer/Songwriter Bruce und Charlie Robison. Und auch sie versteht es, starke Songs zu schreiben. Und diese Stimme! Leicht «schmirgelnd», eindringlich, und dass man manchmal das Gefühl hat, jetzt trifft sich gleich den richtigen Ton nicht mehr, macht sie nur noch interessanter. Schöne Melodien, stimmig eingespielt zwischen Folk und Country mit ein bisschen Bluegrass und einer Prise Rock. Produziert hat der Multiinsrumentalist (und Banjo-Wizard) Danny Barnes (ex Bad Livers). Und ein bisschen Unterstützung gibt es auch aus dem Familienkreis, etwa durch Schwägerin Kelly Willis (harmony vocals). Eine Entdeckung!

*** – Sarah Lee Guthrie & Johnny Irion, «Exploration» (New West)
Schon im Frühjahr ist dieses Album erschienen, und nachdem ich immer wieder Gutes darüber gehört habe, machte ich den Versuch doch noch. Denn mit dem Debüt von Sarah Lee Guthrie (die als Tochter von Arlo Guthrie und Enkelin von Legende Woody Guthrie einens schweren familiären Rucksack schleppt) vor vier Jahren fand konnte ich gar nichts anfangen. Es war fad, langweilig, uninspiert und klang ein bisschen unbeholfen. Nun zusammen mit Ehemann Johnny Irion klingt Sarah Lee Guthrie in der Tat viel besser. Am Anfang ist es etwas irritierend: Man hört eine hohe Stimme, denkt, das sei wohl Sarah, doch dann setzt ihre noch höhere, glockenhelle Stimme ein, und man merkt, dass das Johnny Irion war. Aber die beiden Stimmen ergänzen sich schön, und der Folk-Country-Sound kann sich hören lassen.

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